Die Bilanz einer Liebe

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slothready Avatar

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Kristin Vego lässt in ihrem ersten Roman die Schriftstellerin Johanne die Geschichte ihrer Liebe zu Mikael. Zufällig finden die beiden zu einander und erleben die Aufs und Abs, die eine lange Beziehung mit sich bringt, sie meistern die schwierigen Situationen, die durch die ständige Präsenz seiner Ex-Frau und der gemeinsamen kleinen Tochter entstehen und finden im Laufe ihres gemeinsamen Lebens die Ruhe, nach der sich beide sehnen. Nach Mikaels Tod zieht Johanne Bilanz - und sie tut das in einer sehr ruhigen, reflektierten und besonnenen Art und Weise.

"Spät am Tag" ist ein sehr atmosphärisches Buch. Wunderschön wird die Geschichte von Johanne und Mikael geschildert, die Einsamkeit, in der die beiden irgendwo auf dem Land leben und die Besonnenheit, die sie verbindet - schon das Cover strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. "Spät am Tag" ist ein Buch, in dem nicht viel passiert, in dem aber so viel erzählt wird, in einer Sprache, die verzaubert. Es ist poetisch und ungeschönt, greift so manche Tabus auf und hat einen etwas melancholischen Unterton.

Nicht alles wird aufgelöst, manches bleibt auch offen, manche Zeitsprünge sind ein bisschen verwirrend und während des Lesens hätte ich gerne manchmal ein bisschen mehr über die einzelnen Personen erfahren. Aber sie sollen offenbar nicht im Mittelpunkt stehen, es geht eher darum, die Beziehung zu durchleuchten, in der sie zueinander stehen, ihre Interaktionen und die speziellen Verbindungen zueinander.

Auch wenn das Buch nur 140 Seiten hat, ist es kein Buch zum Schnellesen, sondern eines zum Eintauchen, zum Träumen und zum Nachdenken. Ich habe es sehr gerne gelesen, auch wenn ich durch die vielen Zeitsprünge manchmal ein bisschen durcheinander kam und ich empfehle es gerne an alle weiter, die Wert auf Stil und Sprache legen und auch mal zwischen den Zeilen lesen können und wollen.