Ein leises Buch

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matheelfe Avatar

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„...Heute Nachmittag bin ich eine Runde durch den Wald und dann weiter die Felder entlang gegangen. Die bleiche Sonne stand tief am grauen Himmel. Ich dachte daran, wie ich unsere Geschichte schreiben würde, falls ich sie schreibe...“

Kurze Zeit später entschließt sie sich, zu erzählen, was einst passiert war.
Die Autorin hat einen eher leisen Roman geschrieben. Mit Mittelpunkt stehen einzelne Episoden eines Lebens. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Häufig verwendet sie Metapher. Das gilt nicht nur für die Beschreibung der Landschaft, sondern auch für Emotionen. Das Geschehen wechselt zwischen wenigen Zeilen in der Gegenwart und dem Blick um 17 Jahre zurück.
Drei Jahre, nachdem ihr Mann ausgezogen war, sucht sich die Schriftstellerin Johanne eine neue Bleibe. In einem Haus auf dem Lande findet sie alles, was sie sucht.

„… Ich zog mit meinem paar Habseligkeiten ein. Das meiste aus meinem alten leben hatte ich eingelagert...“

Im Haus wohnt Mikael mit seiner kleinen Tochter. Angegliedert ist eine Scheune, die Sofia, Mikaels Ex, als Atelier nutzt. Das Buch schildert die komplexen Beziehungen zwischen den wenigen Akteuren. Wie stark sind alte Bindungen? Welche Verletzungen wirken nach? Gibt es die Chance auf einen Neuanfang?
Das Buch steckt voller Gefühle. Es gibt stille Szenen, Augenblicke voller Wut, Momente der Nachdenklichkeit und unerwartete Reaktionen. Manchmal gleitet das Leben sanft dahin, bevor wieder heftige Stürme brausen.
Die Erzählung beschränkt sich auf wenige Jahre. Es ist die Zeit des Kennenlernens bis zu Entscheidung.
Geblieben ist von den Zeiten des Anfangs die Miez. Doch Johanne, die selbst im Herbst des Lebens steht, spürt, dass sich deren Leben nun dem Ende zuneigt. Die Jahre sind an allen nicht spurlos vorübergegangen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist geprägt durch den ausgefeilten und atmosphärischen Schriftstil.