Konnte mich leider nicht überzeugen

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nessie6 Avatar

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Kristin Vegos "Spät am Tag" ist ein Roman, der mich etwas ratlos zurückgelassen hat – auf der einen Seite hat mich schon in der Leseprobe die poetische und gleichzeitig kraftvolle Sprache überzeugt, auf der anderen Seite hat sich die Geschichte nicht wirklich weiterentwickelt und mich dementsprechend enttäuscht..
Die Geschichte folgt Johanne, einer Schriftstellerin, die sich auf dem Land ein Zimmer mietet, um Abstand vom Alltag zu gewinnen. Dort begegnet sie Mikael und seiner Tochter und entwickelt eine Beziehung zu Mikael und den Figuren, die sein Leben geprägt haben, während sie gleichzeitig über ihr eigenes Leben nachdenkt.
Die Sprache des Buches ist ausdrucksstark und bildgewaltig. Besonders die Beschreibungen der Natur haben mich angesprochen, weil sie die Ruhe der Landschaft eindrucksvoll einfangen. Doch genau diese Ruhe wirkt sich auch auf die Handlung aus: Sie bietet wenig Spannung und die einzelnen Erlebnisse, die Johanne in ihrer Erinnerung durchlebt, bleiben so fabr- und ausdruckslos.
Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass jedes Wort wohlüberlegt genau dort stand, wo es stehen sollte – allerdings habe ich mich so distanziert gefühlt und hatte das Gefühl, dass ich als Leserin bei den Schilderungen Johannes außen vor bin. So blieb die Protagonistin für mich eher unnahbar und gerade im Konflikt mit der Ex-Frau von Mikael fiel es mir schwer, die Beziehung der beiden Frauen und die vielen Dinge, die eher zwischen als in den Zeilen standen, einzuordnen.
ich hatte mir im Verlauf des Buches mehr Handlung mit klaren Konflikten und emotionaler Tiefe erhofft. So ist "Spät am Tag" hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben, da Johanne mehr andeutet als erzählt und ihre emotionale Reise so schwer zu begleiten ist.