Zart und innig, aber sprunghaft

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„Spät am Tag“ von Kristin Vego ziert ein wunderschönes Cover, das mich sehr begeistert: Ich liebe das impressionistisch anmutende Bild von der lesenden Frau im Garten! Es erzeugt eine zauberhafte Sommerstimmung, die mich zum Lesen einlädt und mich neugierig macht auf das Buch. Auch die Kombination mit dem Titel ist für meinen Geschmack sehr gut gelungen.

Den Inhalt des Buches zusammen zu fassen finde ich gar nicht so leicht… Auf den ersten Blick geht es um die Geschichte der Schriftstellerin Johanne, die aus der Stadt flieht und sich bei einem Mann und seiner kleinen Tochter auf dem Land in ein Zimmer einmietet. Im Laufe der Zeit werden die Beiden ein Paar, leben mit Mikaels Tochter und der sehr präsenten Exfrau in mitten der Natur und Johanne schreibt, liebt und lebt. Siebzehn Jahre später schaut Johanne zurück auf ihr Leben und wir dürfen ihre Gedanken begleiten.

Und dieses Zurückschauen, Gedankenblitze, Erinnerungsfragmente und nachträgliche Einordnungen, all das steht für mich eher an erster Stelle dieses Buches. Kristin Vego entführt uns in die Gedanken, in das Erleben und Nachspüren Johannes und lässt uns teilhaben an ihren Empfindungen. Oft Sprunghaft und nur grob geordnet ergibt sich dadurch eine sehr unruhige und treibende Erzählstruktur, die für mich teilweise etwas anstrengend war.

Auf der anderen Seite sind es jedoch leise Betrachtungen und stille Einblicke, die wir miterleben und die ohne Aufregung oder Drama auskommen. Die Autorin erzählt oft poetisch und in ruhiger Art, was dem Text einem sanften Zauber schenk und was ich häufig in skandinavischer Literatur finde und sehr schätze.

Dieses Buch ist ein sehr intimer, ein sehr naher und fokussierter Einblick in Johannes Seelenleben, in ihr Erleben und ihr ihre Erinnerungswelt. Dieses sehr innige hat mich fasziniert und es gefiel mir sehr, mir der Sprunghaftigkeit und den teils wirren Gedanken war ich jedoch nicht so glücklich. Insgesamt erhält dieses schmale Buch von 140 Seiten von mir 4 Sterne, da ich es trotz der Kritikpunkte in weiten Teilen als bereichernde Lektüre erlebt habe – viel Freude allen LeserInnen damit!