Emotional einnehmend, aber mit Schwächen im Aufbau

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sophiesyndrom Avatar

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Das Buch „Sparks“ von J. R. Dawson kommt mit Aufmachung und Titel magisch und glitzernd daher, wobei der Klappentext mehr düstere Handlungspunkte erahnen lässt, als das schöne Cover vermitteln mag. Diese Handlungspunkte geben der Geschichte eine besondere Schwere und ich hatte als Leserin das Gefühl, dass jener Schwere durch den hier vorgenommenen Aufbau teilweise nicht genug Rechnung getragen wurde.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt und zunächst lässt sich nur erahnen, inwiefern die dort auftretenden Figuren miteinander in Verbindung stehen. Letztlich im Zentrum befindet sich jedoch stets die Figur Rin, eine Frau, die Raum- und Zeitsprünge vollbringen kann. 1926 ist sie Direktorin eines Zirkus, der all die Menschen vereint, die so wundersame Fähigkeiten haben wie sie, und 1917 wird sie die Frau von Edward King, der davon besessen ist, sie in einer toxischen Beziehung zu halten. In der erzählten Gegenwart von 1926 stellt Edward eine Gefahr dar, die Rin droht, wieder zu ereilen. Doch Rin, ihre Frau Odette und ihre beste Freundin Mauve finden heraus, dass ihnen noch viel Schlimmeres bevorsteht.

Die eben angesprochene besondere Schwere wird einmal durch die toxische Beziehung zwischen Edward und Rin und des Weiteren durch das zeitliche Setting zwischen den zwei Weltkriegen, die zentrale Einflusspunkte der Geschichte darstellen, hervorgerufen. Ersteres fand ich schrecklich gut dargestellt – Edward ist schlicht eine grässliche Person und seine gewonnene Fähigkeit gibt ihm die Möglichkeit, noch Schlimmeres zu tun. Bis zuletzt hat hier eine negative Charakterentwicklung stattgefunden und beim Lesen brauchte ich oft eine weitere Sekunde zum Durchatmen, da einem seine Gedanken und somit menschliche Abgründe sehr klar präsentiert werden.

Bezüglich dem zeitlichen Setting bin ich etwas unentschlossen, wie mir hier die Umsetzung zugesagt hat. Durch einen Zeitsprung findet Rin heraus, dass ein weiterer Weltkrieg bevorsteht, und sie, Odette und Mauve wollen sich dafür einsetzen, diesen zu verhindern. Das ist natürlich kein Plan, der gelingen wird, da dabei viele Einzelschicksale eine Rolle spielen, die nicht alle zu überblicken sind, und es zudem einer realen Tatsache entspricht, dass dieser Krieg nun einmal stattgefunden hat. Doch zunächst versuchen die drei Frauen es immer wieder durch Zeitsprünge, die Zukunft zu verändern. Dabei wurde dieser Handlungspunkt in meinen Augen mit einer gewissen Nebensächlichkeit erzählt, die dem Ganzen nicht gerecht wird. Bezüglich dem zweiten Weltkrieg und den grausamen Taten der Nationalsozialisten wird viel mit Andeutungen gearbeitet und man weiß zwar, was damit alles gemeint ist, aber auf mich wirkte das teils ein wenig zu oberflächlich behandelt. Durch die zusätzliche Bedrohung durch den Circus King und die Rückblenden aus Sicht Edwards werden auf den 480 Seiten einige Stränge verfolgt und vielleicht hätte eine stärkere Fokussetzung meinem Gefühl der „Auslassung“ entgegengewirkt.

Hinsichtlich der Figuren gibt es hier eine ganze Handvoll an kreativen und individuellen Charakteren und auch wenn nicht jede Figur eine umfängliche Tiefe oder Entwicklung zeigte, hat mich deren Umgang miteinander doch sehr berührt. Schlussendlich war es also durchaus eine Geschichte, die mir nahe ging, aber auch Schwachstellen hatte.