Spannende Freundschaft

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
carmen1994 Avatar

Von

„Spielverderberin“ hat mich leise, aber nachhaltig gepackt. Marie Menke erzählt von einer intensiven, beinahe obsessiven Freundschaft, die sich zwischen Dorfjugend und Großstadtleben entfaltet – und genau in diesem Spannungsfeld liegt die große Stärke des Romans. Die Geschichte fühlt sich zugleich zart und bedrohlich an, vertraut und unheimlich, wie Erinnerungen, denen man nicht ganz traut.

Im Mittelpunkt stehen Sophie, Lotte und Romy. Zwei von ihnen sind seit Kindertagen verbunden, verwurzelt in derselben Bauerschaft im Süthland, die dritte kommt später dazu – aus der Stadt, freier, mutiger, aber auch unberechenbarer. Diese Konstellation ist von Anfang an elektrisierend. Man spürt die Faszination, die sie füreinander empfinden, aber ebenso die feinen Risse, die sich langsam durch ihre Nähe ziehen.

Besonders eindrucksvoll fand ich, wie Menke die Freundschaft der drei Frauen nach Köln verlegt. Die Großstadt wird nicht einfach zum neuen Schauplatz, sondern verstärkt das Gefühl von Verlust, Orientierungslosigkeit und innerer Zerrissenheit. Als Romy plötzlich verschwindet, kippt die Geschichte endgültig. Vergangenes drängt an die Oberfläche, alte Wunden reißen auf, und eine Nacht, über die nicht gesprochen werden darf, wirft einen dunklen Schatten über alles.

Die Sprache ist klug, bildreich und körperlich spürbar. Man liest langsam, lässt sich treiben und wird gleichzeitig immer tiefer hineingezogen. Genau wie im Zitat von Sara Gmuer fühlt es sich an, als würde einen der Text an der Hand nehmen – mit den Füßen im Baggersee, aber mit dem Blick in die Tiefe.

„Spielverderberin“ ist ein intensiver Roman über Nähe und Abhängigkeit, über Loyalität, Schuld und das fragile Gleichgewicht von Freundschaft. Ein Buch, das nicht laut ist, aber lange nachhallt – und das ich sehr gern gelesen habe.