Dämonen, Magie - und die große Liebe?

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Ich sage es gleich: Das war ein Reinfall – der umso schlimmer ausfällt, als dass ich dieses Buch gekauft habe. Dabei war die Grundidee wirklich süß und der Anfang las sich gut. Aber schon im ersten Drittel zeigt sich, dass die Autorin diverse Schwierigkeiten in der Ausführung hatte. Dass dieses Buch nicht im Lektorat hängengeblieben ist, wundert mich sehr. Die Sprache ist so schlicht und einfach, dass es keinen Spaß gemacht hat. Es wirkt wie ein Schulaufsatz – das Cover würde dazu passen. Nichts in dieser Geschichte wird gezeigt und mit Bildern gemalt, hier wird nur im und-dann-Stil nacherzählt, keine Hintergründe geklärt und Dinge als gegeben vorausgesetzt.
Willow wird zunächst an einem typischen Tag gezeigt, ihre Schwester eingeführt, die Befindlichkeiten geklärt. Aber so auf einen Haufen war es schon recht viel. Dann wird bereits ins Tierheim geleitet, wo sie auf einen schwarzen Kater trifft, bei dem es sich um den verwandelten Dämon Damien handelt. Beide Charaktere wechseln sich übrigens kapitelweise ab und erzählen in der Ich-Form weiter. Nur geschieht so gesehen nicht mehr viel. Warum genau Damien von einer Hexe verhext wurde, muss mir entgangen sein, das wurde aber genau wie die Rückverwandlung so herzlos abgehandelt, dass ich am liebsten aufgehört hätte zu lesen. Aber wenn ich ein Buch kaufe, dann bleibe ich dran. Noch im ersten Drittel stehen sich beide dann gegenüber und finden sich heiß. Sie werden sich nicht kennenlernen, der Leser erfährt nichts über sie, außer in ein oder zwei Sätzen, wenn Fakten übermittelt werden. Sie tun nichts, was auf Hexe oder Dämon hinweisen würde, das bleiben bloße Schablonen. Danach muss der Leser etliche Kapitel über sich ergehen lassen, die „er liebt mich, er liebt mich nicht“ und umgekehrt spielen. Plötzlich ein Bruder, der der König aller Dämonen werden soll. Und dann ist die Schwester Willows weg. Und dann schon die erste intime Szene. Und dann … und dann. Das Cover wirkt reichlich jugendlich, als würde sich ein Teenagerpaar gegenüberstehen. Zwar wird Willow als 28 gekennzeichnet und Damien zumindest wie Ende dreißig aussehend, aber sie verhalten sich durchgängig wie zwölf. Bis ins letzte Drittel, wenn der Geschlechtsverkehr beginnt. Besonders raffiniert ist das alles nicht. Schlechte Autoren glauben, wenn sie die Szenen mit Worten wie „F*ck“ garnieren, würde das erotischer wirken – und so spricht Damien unzählige Male dieses Wort aus. Auch Willow versucht sich in Dirty Talk (?). Aber das passt überhaupt nicht zu der bisherigen Charakterisierung der beiden. Auch die Art ihrer Zusammenkunft widerspricht dem, was der Leser bisher von ihnen zu sehen bekommen hat. Das war so grottenschlecht, das mir der Atem stockte. Dies scheint eine der Geschichten zu sein, bei der andere Leser ein vollkommen anderes Buch gelesen haben müssen. Oder sind es die intimen Szenen? Reicht das inzwischen bereits aus, um eine Story höher zu bewerten, als sie es tatsächlich verdient hat?
Hier kann ich nur dringend abraten!