Spreewald-Beziehungen

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Christiane Dieckerhoff schreibt aktuelle und historische Krimis, ist mir aber als Autorin bisher nicht bekannt.
Bei "Spreewaldgrab" handelt es sich um einen aktuellen Krimi und um den ersten Fall von Klaudia Wagner. Es ist also anzunehmen, dass hier eine Reihe geplant ist.

Die Polizistin Klaudia Wagner hat sich vom Ruhrgebiet nach Lübbenau im Spreewald versetzen lassen. Grund dafür ist die Trennung von ihremMann Arno und den damit zusammenhängenden Stress. Klaudia hatte einen Hörsturz und seit dem einen Tinnitus mit Schwindelattacken, in Lübbenim Spreewald erhofft sie sich nicht nur Abstand von ihrer Vergangenheit sondern auch einen gemütlicheren Dienst als Polizistin. Was kann im abgelegenen Spreewald unter dem Völkchen der Sorben schon schlimmes passieren? Mit Erstaunen muss Klaudia feststellen, dass es in Lübbenau nur scheinbar beschaulich zu geht. Ihr Vermieter und Kollege Uwe hat Beziehungsstress, auch Kollege Thang scheint nicht glücklich in seiner Ehe, ein geheimnisvoller Verehrer steckt
Klaudia Rosen unter den Scheibenwischer und ihr Chef PH beobachtet sie mit Argusaugen. Davon abgesehen geschehen auch verschiedene Straftaten, irgendjemand bewirft Datschen mit Farbbeuteln und bei Frau Nowak soll eingebrochen worden sein...oder ist letzteres nur ein Spaß der Kollegen? Klar ist allerdings, das wenige Tagenach dem Klaudia zu Frau Nowak fährt, eine Frau gefesselt in einem Haus liegt und ein Mann den Raum betritt ."Nicht Uwe" gellt es in ihrem Inneren....

Der Krimi startet mit einem Prolog der Ereignisse vom 27.Mai schildert, danach taucht der Leser ein in das Präsidium in Lübben und lernt Klaudia Wagner kennen, die sich am 16.Mai auf den Weg zu Arbeit macht. Die Leseprobe ist angenehm und leicht zu lesen und obwohl man schon viele Personen "kennenlernt", ist es nicht schwer den Überblick zu behalten. Allerdings sorgt die Fülle der Personen und die Informationen zu Klaudias Vorleben dafür, dass man bei den Charakteren erst einmal nur ein oberflächlicheres Bild entwickelt. Zu dem es im Prolog und in einem Kapitel auch noch um eine (oder zwei?) gefangene Frauen geht, deren Situation in Kürze eindringlich beschrieben wird, über die der Leser aber eigentlich nichts erfährt. Dieses sorgt für ein gewisses Spannungspotential und man ahnt das es in Lübben viel Schlimmeres gibt, als Farbbeutel an Datschen.
Irgendwie hatte ich beim Titel "Spreewaldgrab" ein bisschen mit einem Krimi wie "Mord mit Aussicht" oder in der Art von "Auerbach & Keller" gerechnet, also einem gemütlichen Krimi. Keine Ahnung warum, vielleicht, weil deren erster Krimi im Havelland verortet war. Dabei müssen ja nicht alle Regional-Krimis gemütlich sein ;). Und die Leseprobe und der Klappentext versprechen irgendwie auch eher "Ungemütlichkeit" (im positiven Sinn). Der Hauptcharakter ist nicht unsympathisch, der Schreibstil ist angenehm zu lesen und die Geschichte scheint Potential zu haben. Deshalb hat mir die Leseprobe trotzdem gut gefallen und ich könnte mir vorstellen, dass ganze Buch zu lesen.