Geheimnisse im Spreewald

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inyanmni Avatar

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Das Cover von Christiane Dieckerhoffs Roman „Spreewaldgrab“ ist sehr hübsch gestaltet. Es zeigt ein verwunschenes Fließ in malerischen Farben, die Bäume heben sich leicht von der Fläche der Titelseite ab, wenn man über das Papier streicht. Nach so einem Buch würde ich im Geschäft greifen.

Erzählt wird von Klaudia Wagner, die sich kürzlich aus dem Ruhrgebiet in den Spreewald hat versetzen lassen. In ihrem ersten Fall muss sie den Mord an einem Industriellen aufklären, dessen verschwundene Geliebte finden und sich nebenbei mit ihren neuen Kollegen zusammenraufen. Auf der Suche nach der Tatwaffe stößt das Team auf die verscharrte Leiche einer jungen Frau, die schon seit Jahrzehnten dort liegt. Plötzlich gibt es also noch eine zweite Tat, die untersucht werden muss, und einen mysteriösen Rosenkavalier gilt es auch noch zu überführen.

Der Krimi ist süffig und unterhaltsam geschrieben, einige Sätze regen zum Nachdenken an oder bringen einen zum Schmunzeln. Klaudias Schmerz nach der Trennung von ihrem Freund lässt sich gut nachempfinden. Für meinen Geschmack passiert aber einfach zu viel und die Schicksalsschläge, die auf einzelne Nebenfiguren einprasseln, finde ich teilweise ziemlich übertrieben. Fast jeder Kollege hat irgendein Geheimnis, ständig lenken Nebenschauplätze vom eigentlichen Fall ab. Dieser wird dann auch erst am Schluss und eher aus Versehen doch noch gelöst. Das erinnert mich streckenweise eher an eine Seifenoper als an einen Kriminalroman.

Nach der Leseprobe hatte ich mir mehr Regionaltypisches erhofft, aber außer dem eigentlich auch bloß zugezogenen Schiebschick ('wa' sagt man ja eigentlich auch eher in Berlin) und der Tatsache, dass man fast überall mit dem Kahn hinfährt, gab es davon für meine Begriffe nicht allzu viel. Ich habe das Buch nicht ungern gelesen, aber alles in allem war es mir doch etwas too much.