Krimi? Welcher Krimi?

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archer Avatar

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Ich habe schon viele Krimis gelesen, aber Glückwunsch. Dieser hier schafft es auf die Top 3 der Krimis mit den durchsichtigsten Fällen, unsympathischsten Personen und einer Hauptfigur, die ich mit Inbrunst verabscheut habe, weil sie sich nur im Selbstmitleid suhlt und ansonsten zu wenig fähig ist.
Klaudia Wagner heißt diese Hauptperson, und sie ist Polizistin. Kriminalistin. Lässt sich vom Pott in den Spreewald versetzen, nachdem sie sich von ihrem Ex hat versetzen lassen. Dort angekommen lebt sie zur Untermiete bei einem Kollegen, der Probleme mit seiner Frau hat, weil sie zum dritten Mal schwanger ist, und er das nicht will. Sie arbeitet mit einem anderen Kollegen zusammen, der (fast traue ich es mich nicht zu sagen) Probleme mit seiner Frau hat, weil die nach einem Unfall unbeweglich, fett und ekelhaft geworden ist. Ein weiterer Kollege ist ... jawohl! Von seiner Frau getrennt. Noch ein Kollege ist - so erzählt er - von seiner Verlobten nach dem Mauerfall verlassen worden. Warum ich das so ausgiebig erwähne? Weil das alles ist, was ständig erzählt wird. Mord? Verschwinden von Personen? Ja, läuft mal so nebenbei mit.

Der Fall hätte schon nach einem Drittel des Buches gelöst sein können, aber da die Ermittler das Ermitteln nur als Nebensache ansehen, redet auch keiner richtig mit dem anderen. Die Leute sind alle so psychisch krank, dass sie in Behandlung gehören, nicht zum Aufklären von Morden. Damit hätte man noch leben können, wenn wenigstens Klaudia Wagner das Buch hätte tragen können. Immerhin heißt es ja, es sei ihr erster Fall, was impliziert, dass da noch mehr kommen wird. Bitte, bitte nicht. Die Frau ist unsympathisch hoch 30. Irgendwann habe ich nur noch gedacht: Wäre ich mit der zusammen gewesen, hätte ich sie auch verlassen. Reiner Selbstschutz. Sie hat sich von ihrem ehemaligen Chef und Liebhaber sogar so bösartig schlagen lassen, dass sie einen Gehörsturz erlitten hat - und der Kerl lebt noch. Nicht mal kastriert hat sie ihn. Heult ihm immer noch hinterher. Wirft sich dafür jetzt jedem an den Hals (natürlich betrunken), der mal drei Minuten neben ihr stehenbleibt. Vielleicht wäre es noch alles erträglich gewesen, wenn wenigstens der Fall spannend gewesen wäre. Aber auch da Fehlanzeige. Und das Opfer mit seinen Zählreimen und der ewigen Wiederholung irgendwelcher Worte hat mich nur noch genervt, dass ich geradezu das Ende herbeigesehnt habe. Egal welches, Hauptsache vorbei.

Wie gesagt: Glückwunsch. Gibt nicht viele Bücher, die mich so aufregen.