Schwieriger Neuanfang im Spreewald

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elke seifried Avatar

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Nachdem ihr Exfreund Arno sie durch eine jüngere, attraktivere Geliebte ersetzt hat, lässt sich Klaudia aus dem Ruhrgebiet nach Lübbenau im Spreewald versetzen. Wohnen kann sie erst einmal in der Einliegerwohnung ihres Kollegen Uwe. Zum Eingewöhnen an die neue Umgebung hat sie allerdings nicht viel Zeit, denn schon bald muss sie sich um einen verzwickten Fall kümmern. Ingenieur Koch wird in seinem Wochenendhaus erschossen aufgefunden. Hat sein Tod etwas mit seinem Gutachten zu tun, weswegen er schon Drohbriefe erhielt, oder vielleicht auch mit seiner Affäre mit Mitarbeiterin Frau Heise? Als diese spurlos verschwindet und dann auch noch im Zuge der Ermittlungen ein, im nahen Wald vergrabenes, Skelett auftaucht, wird es immer komplexer. Wird es Klaudia, trotz gesundheitlicher und privater Probleme, gelingen sich in ihrem ersten Fall zu behaupten? Was hat es zudem mit der Frau auf sich, die scheinbar gefangen ist und sich außer an Kinderreime an so gut wie nichts erinnert?
Der Schwerpunkt dieses Krimidebüts liegt besonders zu Beginn zweifelsohne bei den verschiedenen Charakteren. Klaudia war mir von Anfang an sympathisch. Sie hat aus der Vergangenheit ihr Päckchen zu tragen, sei es wegen ihrer alkoholkranken Mutter oder auch wegen ihrem Exfreund, was schwer an ihrem Ego kratzt. Auch wenn sie scheinbar sofort einen Verehrer gefunden hat, der ihr ständig Rosen ans Auto klemmt, gestaltet sich der Einstand bei ihrer neuen Stelle alles andere als einfach. Sie hat es als Frau schwer sich zu behaupten und auch einige der neuen Kollegen beäugen sie sehr skeptisch. Deshalb will sie auch auf keinen Fall, dass jemand von ihren gesundheitlichen Problemen mit ihrem Tinnitus erfährt, nur der Leser, liest ständig davon. Außerdem leidet sie darunter, dass sie wegen Arno auf Kinder verzichtet hat. Dies wird ihr zunehmend deutlicher, weil sie den Ehestreit zwischen Kollege Uwe und dessen Frau Silke uneingeschränkt mitbekommt. Silke ist zum dritten Mal schwanger und weder Uwe noch Tochter Annelene sind begeistert. Klaudia ermittelt gemeinsam mit Halbvietnamese Thang. Auch dieser hat private Geheimnisse zu verbergen. Was ist mit seiner Frau Janina, die ihn ständig anruft und warum behauptet er die Tupperboxen voller fettigem Essen seien von ihr, obwohl seine Mutter ihn damit versorgt?

Der Schreibstil der Autorin liest sich locker, flüssig und die kurzen Kapitel, die mir gut gefallen, lassen einen fast durch das Buch fliegen. Ich könnte nicht behaupten, dass ich diesen Krimi wegen Hochspannung nicht mehr aus der Hand hätte legen können, dennoch musste ich mich nicht durch die Geschichte mühen und wollte auch auf unbedingt wissen, wie sich der Fall auflöst. Anfangs erfährt man hauptsächlich Privates, allerdings gibt es auch immer wieder Einschübe dieser scheinbar verwirrten Frau. Diese sollten zweifelsohne für Spannung sorgen, besonders anfangs fand ich diese Kapitel auch wirklich beklemmend und interessant. Sie werden am Ende gut in den Kontext eingebettet, ich hätte mir aber etwas früher Hinweise gewünscht um zu rätseln, so konnte ich sie einfach nicht einordnen und die erzeugte Spannung flachte rasch ab. Aber im Gegenzug geht es dann bei den Ermittlungen voran. Es werden diverse Spuren gelegt, die Ermittlungen kann man Schritt für Schritt mit verfolgen und das Ende hat einen rasanten Showdown in petto.

Ich war noch nie im Spreewald und kann daher nicht beurteilen, wie treffend die Autorin diese Region beschreibt. Es werden einige Stadtnamen genannt. Es gibt auch einen Schiffer, der in Dialekt etwas zum Spreewald erzählt und eine Gurke zum Kaffee serviert, mir allerdings ein wenig zu viel spuckt. Sonst gibt es hauptsächlich Döner oder vietnamesische Köstlichkeiten aus Thangs Tupperboxen. Besonderheiten der Gegend konnte ich nicht ausmachen, aber daran habe ich mich nicht gestört.

Alles in allem ein Krimi der gut unterhält, man darf sich aber keine Hochspannung von Anfang bis Ende erwarten.