Großartige Geschichte

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schneeglöckchen_gk Avatar

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Dieses Buch hat mich sehr begeistert und ich konnte es kaum weglegen. Für mich war es eine gute Mischung aus Philosophischem, Emotionalem und alltäglichen Handlungen. Das Leben von und mit Sam wird so erzählt, dass man ihn einfach ins Herz schließen muss und gleichzeitig eine gewisse Skepsis erhalten bleibt.

Insgesamt war ich positiv überrascht von der Vielschichtigkeit des Buches. Der Klappentext hat für mich etwas anderes suggeriert als sich dann aufgetan hat. Auch wenn natürlich Sam im Mittelpunkt steht, gibt es viele interessante Nebenstränge. So zum Beispiel die Beziehung zwischen Aimee und Guy oder die Rahmenbedingungen in der universitären Forschung. Auch Guy selbst als Charakter und seine Selbstwahrnehmung fand ich bis zuletzt schwierig, stellt sich doch immer wieder die Frage, inwiefern die männlichen Protagonisten den Tieren wirklich überlegen sind oder doch auch nur triebgesteuerte Egomanen sind. Bei Aimee scheint die Sache für mich eindeutiger zu sein, neben ihrer bedingungslosen Liebe überrascht diese zarte Person in den entscheidenden Momenten mit großer Stärke.

Die Art, die Kapitel aus unterschiedlichen Sprecherperspektiven zu erzählen mochte ich sehr. Dem Autor ist es gut gelungen, die Handlung darin trotzdem zügig voranzutreiben und nur an kritischen Stellen durch doppelte Wiedergabe aus zweierlei Perspektiven zu komplettieren. Gegen Ende hielt ich die neue Perspektive aus Sicht der Trailerparkbetreiberin erst für unnötig, aber es hat sich dann doch gezeigt, dass es schlüssig ist eine Dritte sprechen zu lassen.
Ebenso wertvoll war es, zu lesen dass Sam selbstlos sein kann und seine Handlungen antizipieren und reflektieren kann. Die Beschreibungen seines Verhaltens fand ich so, dass man sie sich einerseits gut vorstellen konnte und es nicht übertrieben sondern wissenschaftlich einigermaßen plausibel wirkte und ein spannender Einblick in die vielen Unzulänglichkeiten auf diesem Gebiet war.

Was folgt sind ein paar kleine Kritikpunkte, die meiner Begeisterung für das Buch aber keinen Abbruch taten.
So fand ich es zum Beispiel schade, dass es keine Episoden aus Sams Perspektive gab als er noch jünger war und im Farmhaus lebte, diese Zeitspanne reflektiert er später nur retrospektiv, dabei wäre es spannend gewesen sein Empfinden des Lernprozesses mitzuerleben. Auch hat mir im späteren Verlauf eine der für mich naheliegendsten Optionen (Kauf von Sam) gefehlt, was natürlich aber dramaturgischen Überlegungen geschuldet sein kann.

Wer die Serie "Unser Charly" früher gerne mochte, wird diese Geschichte mit großer Wahrscheinlichkeit auch mögen und sich bei Sam in seiner Latzhose an diesen Kerl erinnert fühlen. Ich bin der Stimme jedenfalls durchweg begeistert gefolgt, die Vielschichtigkeit hat mich in den Bann gezogen und es war faszinierend einen Einblick in das Leben dieses Schimpansen zu bekommen.