Hat meine Erwartungen nicht erfüllt

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frollein_wunderbar Avatar

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Ein Forschungsprojekt mit Schimpansen soll Aufschluss darüber geben, wie weitreichend ihr Bewusstsein ist. Dazu werden mehrere von ihnen in Familien von Wissenschaftlern integriert und wie Menschen erzogen, sie sollen glauben, sie seien Menschen. Mittels Gebärdensprache kann man mit ihnen kommunizieren und Aufschluss über ihr Denken erhalten. Sam ist einer von ihnen, und als Guy Schermerhorn Unterstützung bei der Rundumbetreuung sucht ist die junge Studentin Aimee sofort Feuer und Flamme und baut eine ganz besondere Beziehung zu dem Tier auf.
Mein erstes Buch von T. C. Boyle lässt mich etwas ratlos zurück.
Ich hatte mir die Kritik etwas deutlicher vorgestellt, hatte mehr Anklage erwartet, aber diese war kaum spürbar, so dass ich mich frage, ob ich das Buch und seine Absicht dahinter - und die wird es doch bei dem Thema geben? - richtig gedeutet habe..
Für mich waren tatsächlich die "Beschützer" des Affen, die Forscher, in deren Obhut Sam aufwächst, die ihn (v)erziehen und im Menschsein beibringen die eigentlichen Übeltäter. Im Glauben an die Wissenschaft und von der Richtigkeit ihres Vorgehens überzeugt verraten sie das Lebewesen, das sie angeblich lieben. Sie sind egoistisch und verantwortungslos und völlig ungeeignet, Sorge für jemand anderen außer sich selbst zu tragen. Die Charaktere sind derart unsympathisch und unfähig auf vielfältige Art und Weise.
Alles spitzt sich am Ende recht vorhersehbar zu, und auch da ist nur große Traurigkeit spürbar, kein Einsehen, keine Reue, kein Schuldbewusstsein.
Von dem Autor habe ich schon des öfteren gehört, ich hatte einen aggressiveren Ton erwartet, eine offensichtlichere Kritik, von Ironie und Witz war bei seinen vorherigen Büchern die Rede. Da kam mir dieses Buch jetzt eher zurückhaltend vor. Auch sprachlich sticht es nicht hervor, die Ausdrücke sind eher roh, ins vulgäre reichend, ich hatte keine Poesie erwartet, aber doch einen gewissen Anspruch oder etwas Wiedererkennbares im Schreibstil.
Auch die wechselnden Sichtweisen der Protagonisten fand ich befremdlich, sie haben keinen Mehrwert für mich bedeutet, ich muss sogar sagen, dass sich Boyle mit Sams Sicht vielleicht ein bisschen zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, manches fand ich regelrecht unglaubwürdig.
Ich habe die Geschichte in kurzer Zeit gelesen, es ist spannend und kurzweilig, allerdings meiner Meinung nach zu wenig differenziert betrachtet, zu oberflächlich.