Wer ist menschlicher?

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daphne1962 Avatar

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Ein sprechender Schimpanse? Wirklich sprechen kann er ja nicht . Aber er
beherrscht die Gebärdensprache. So kann SAM sich ausdrücken. Sam lebt
bei Professor Schermerhorn, der an einer Studie arbeitet. Man möchte herausfinden, was Menschenaffen können. Wie ihr Gehirn funktioniert. Sind sie menschlicher als Menschen oder doch nur Affen? Also ein Forschungsobjekt. Wobei die Betonung auf Objekt liegt.

Aber der Professor benötigt Hilfe. Denn ein Schimpanse ist schlimmer als ein
unbeaufsichtigtes Kleinkind. Sam ist clever, er will gerne aus dem Haus türmen, seinen Helfern eines auswischen und sie täuschen. Das beherrscht er vorbildlich. Allerdings lebt er dort sehr behütet. Er weiß genau, was er will. Vor allem Cheesburger, Pizza und Cola zählt zu seinem Lieblingsessen.

Die schüchterne Aimee, eine Studentin an der Uni ist vom Fernsehbericht
fasziniert und schafft es, ein Mitglied des Helferteams vom Professor zu werden. Sam schließt sie sofort in sein Herz und auch für Aimee ist der Schimpanse wie ein Kind. Auch Sam schließt sie sofort in sein Herz.

Sämtliche Menschen, die in diesem Buch mit den Menschenaffen zu tun hatten, muss man einen gewissen Egoismus bescheinigen. Jeder vertritt nur seine eigenen Interessen. Es beginnt schon bei dem Eigentümer Dr. Moncrief, dem Sam gehört. Skrupellos und brutal ist er. Für ihn sind es nur Tiere, die zur Züchtung herhalten müssen. Dann der Professor, der nur seine Studie machen möchte und auf Fernsehauftritte hofft. Er möchte einen Erfolg verbuchen und berühmt werden. Denn, wenn dieser Versuch nicht die erhoffte Aufmerksamkeit erreicht, dann ist dieses Projekt schnell beendet
und Sam wird abgeholt. Die Fernsehleute sind da auch nicht anders. Für sie zählt nur Quote.

T.C. Boyle lässt aber auch Sam zu Wort kommen und die Leser erfahren hier, wie es sich für den Affen anfühlt, in einem Haus zu leben mit Menschen, die er mag, seine Zeit dort zu verbringen, zu spielen, zu malen oder fernsehen zu gucken und dann feststellt eines Tages, er sitzt gefangen hinter Gittern und ist eingeschlossen.

Je weiter das Ende des Buches nahte, umso langsamer wurde ich im Lesefluß. Die Angst, wie es ausgehen könnte, ahnte ich da schon. Denn je älter Sam wurde, umso problematischer wurde seine Aufzucht. Sie gehören einfach nicht in Gefangenschaft. Menschen sind die unmenschlichen Gestalten. Kein Buch für zarte Gemüter.