Freundschaft dank Süßigkeiten

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sternchen1202 Avatar

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Josie sitzt seit diesem Schuljahr alleine an einem Tisch in der Schule, da ihre eigentlich beste Freundin Lily jetzt viel lieber neben Kara sitzt. Kara und Josie können sich nicht leiden. Umso mehr freut sich Josie, als ein neues Mädchen in ihre Klasse kommt und auch noch neben ihr sitzt. Josie hat von Anfang an das Gefühl, dass sie sich anfreunden und gut verstehen werden. Doch es gibt da ein Problem: Nadima versteht kaum ein Wort Englisch. Doch Josie ist eine Meisterin, wenn es darum geht, Lösungen für Probleme zu finden. Und so freunden sich die beiden Mädchen an, indem sie Süßigkeiten austauschen.
Doch Josie wäre nicht Josie, wenn sie sich nicht immer wieder neue Dinge ausdenken würde, um Nadima zu helfen, die neue Sprache und die Gepflogenheiten der neuen Heimat immer besser zu verstehen. Da Josie jedoch sehr temperamentvoll ist und sich auch nicht scheut, ihre Meinung laut und deutlich kund zu tun, muss die Freundschaft der beiden Mädchen einige Höhen und Tiefen aushalten.

Beurteilung:
„Sprichst du Schokolade?“ – alleine der Titel ist schon ungewöhnlich und macht neugierig auf den Inhalt. Hinzu kommt das schöne Cover, dass sowohl orientalisch als auch jugendlich anmutet. Als ich den Klappentext gelesen hatte, war für mich gleich klar, dass ich dieses Buch mit dem spannenden Thema „Integration eines Flüchtlingsmädchens“ lesen muss. Und da es sich um ein Jugendbuch handelt, war ich sehr neugierig auf die Geschichte der beiden Mädchen Josie und Nadima.
Josie ist eine sehr aufgeweckte und selbstbewusste Siebtklässlerin, die mit den verschiedensten Problemen kämpfen muss: eine beste Freundin, die sich plötzlich eine andere Freundin sucht. Vier ältere Brüder und eine alleinerziehende Mutter. Legasthenie und vor allem ihre eigenen Gefühle. Doch da kommt Nadima in die Klasse und für Josie ist sofort klar, dass sich die beiden anfreunden werden, auch wenn sie nicht die gleiche Sprache sprechen und verstehen. Die Freundschaft der beiden Mädchen hat mich sehr beeindruckt, da sie es trotz vieler Unterschiede schaffen, sich gegenseitig zu helfen und sich auch weiterentwickeln können. Auch wenn Josie manchmal mit ihren Wutausbrüchen und ihrem anschließenden Selbstmitleid ein wenig genervt hat, war die Darstellung der Jugendlichen meist realistisch.
Das Thema, dass ein Mädchen/ Junge aus einem anderen Land plötzlich in die Klasse kommt und kaum ein Wort versteht, ist auch bei uns momentan Alltag. Daher ist das Buch sehr aktuell und zeigt einen möglichen Umgang mit der Sprachbarriere und auch andere Hilfestellungen für die Geflohenen, ohne zu moralisch zu werden.
In Hinblick auf die Zielgruppe hat mir die Kapitellänge sehr gut gefallen. Die meisten Kapitel umfassen einige wenige Seite und sind oft durch Textnachrichten oder Ähnliches unterbrochen. Das Buch ließ sich daher sehr schnell lesen und entmutigt auch einen nicht so schnellen, jüngeren Leser nicht. Die Kapitelgestaltung muss ich ebenfalls erwähnen: Die Kapitelnamen, stehen jeweils verschnörkelt und verziert am oberen Seitenrand. Jedes Kapitel endet mit einem süßen Bild von Cupcakes, was mir sehr gut gefallen hat. Ich finde es echt auch total schön, dass man an die Kapitellänge wieder mit Josies Legasthenie in Verbindung bringen kann. Auch Kinder/Jugendliche mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche schaffen es hier, immer wieder mal ein Kapitel zu lesen und fühlen sich dabei nicht zu überanstrengen.
Sehr gut hat es mir gefallen, dass die Geschichte aus Josies Sicht erzählt wird. Dies brachte mir das Geschehen noch näher und ich konnte mich gut in Josie und ihre Handlungen hineinversetzen – was aber nicht heißt, dass ich sie immer verstanden habe oder gut fand, was sie gemacht hat 😉 An einigen wenigen Stellen wird der Leser direkt angesprochen, was meiner Meinung nach jedoch völlig unnötig und überflüssig ist, da es nicht konsequent umgesetzt wurde.
Wie der Titel schon mehr als deutlich sagt, geht es in der Geschichte um Süßigkeiten, die eine tragende Rolle bei der Kommunikation zwischen den beiden Mädchen spielen. Daher finde ich es wundervoll, dass sich an die Geschichte drei Rezepte anschließen. Es gibt ein Rezept, dass für Josie und ihre Art zu leben steht, und eines, das Nadima und ihre Familie repräsentiert. Ein weiteres Rezept steht für die Freundschaft der beiden.
Ach, in diesem Buch passt einfach alles zusammen und alles lässt sich aufeinander beziehen und man kann herrlich interpretieren 😊 Das liebe ich an diesem Buch ganz besonders!
Zusammenfassend ist „Sprichst du Schokolade?“ ein rundum gelungenes Kinder- und Jugendbuch zu einer sehr aktuellen Problematik. Es sensibilisiert die jungen Leser, ohne mahnend den Zeigefinger zu heben. In Josie können sich viele Kinder und Jugendliche wiedererkennen und lernen durch Nadima ein bewegendes Schicksal kennen, was viele Menschen ähnlich oder genau so erlebt haben. Ich bin total begeistert und kann daher nur fünf von fünf Sternen geben.