Allen Widerständen zum Trotz
Christian Berkel beweist mit "Sputnik" als seinem 3. Roman wieder sein erzählerisches Talent. Der Roman liest sich flüssig, der sprachliche Ausdruck ist eloquent, ohne dass er gekünstelt oder affektiert wirkt. Auch die gewähtlen sprachlichen Bilder überzeugen sehr. Schon das Cover zeigt deutlich an, worum es in erster Linie geht. Ein junger Christian Berkel schaut in einer Mischung aus Neugierde und Selbstsicherheit frontal in die Kamera. Der Roman ist in drei Kapitel gegliedert "Sputnik versucht, seine Erinnerungen zu erfinden", "Sputnik versucht, ein anderer zu werden" und "Sputnik beginnt ein doppeltes Leben". Diese Einteilung zeigt recht deutlich den Erzählstrang. Zunächst erfährt man viel über seinen Vater Otto, der schnell jähzornig wird, seine Mutter Sala, die als Jüdin Schreckliches erlebte und diesen Schrecken nie überwunden hat und oft abweisend wirkt, sowie die ältere Schwester Ada, die meistens im Internat ist. Kernstück ist die Zeit Berkels in Frankreich, wo er seine Berufung als Schauspieler weiterentwickelt und die körperliche Liebe in allen Facetten kennenlernt. Der Roman ist nie voyeuristisch oder selbstgefällig eitel. Das Niveau wird stets gehalten. Die Frage, die sich stellt: Hat man tatsächlich die Muse, knapp 400 Seiten dem Leben eines zweifelsohne fantastischen Schauspielers zu widmen? Da ich fast gleichaltrig bin, habe ich den Roman unter dem Blick des Zeitzeugnisses gelesen und mich über Vieles gefreut, was schon fast vergessen war. Wie Leser aus anderen Generationen diese Frage beantworten, bleibt abzuwarten.