Mehr erwartet
Dass Christian Berkel sich auch als Autor betätigt, war mir bisher unbekannt. Mir war er lediglich als (guter!) Schauspieler, vor allem im "Doppelpack" mit seiner Ehefrau Andrea Sawatzki ein Begriff.
Wie ich mittlerweile gelesen habe, erhielten seine beiden vorausgegangenen Romane "Der Apfelbaum" und "Ava" gute Kritiken.
Die Buchbeschreibung sowie die 37 Seiten umfassende Leseprobe zu seinem neuesten unter der ISBN 978-3-550-20052-6 am 30. 05. 2025 im Ullstein Verlag veröffentlichten 384-seitigen Werk "Sputnik" klangen vielversprechend.
Nach einer Widmung für Frau und Söhne sowie je einem Zitat von Karl Philipp Moritz und Albert Camus werden wir in Letzterer sozusagen sputnik-schock-artig mit einer Himmel und Hölle darstellenden Mutter sowie einem den Umtausch des Neugeborenen fordernden Vater konfrontiert. Ferner lernen wir, was ein "Dibbuk" ist. In den ersten 5 Kapiteln werden wir ausufernd mit der Zeugung, dem Aufenthalt im Mutterleib, der Geburt bis hin zu einem unfallbedingten Krankenhausaufenthalt unterhalten.
So war ich auf das mit einem den Autor in jüngeren Jahren zeigenden S/W-Cover versehenden Roman recht gespannt. In den folgenden Kapiteln konnte ich gelegentlich schmunzeln, aber es traten zunehmend deutlicher Absonderlichkeiten auf, die sich später als kriegsbedingte Traumata erklärten. Geschichten um Tom & Huck & Winnetou regen Sputniks Phantasie an und wecken sein Interesse an Kino und Theater. Judentum und Nationalsozialismus werden thematisiert, eine Reise in die frz. Schweiz bringt Kontakt zu Kühen, Hasen, Tauben, sein Bildungsspektrum erweitert sich um Ivanhoe & Löwenherz sowie Asterix & Obelix. Dann ein Drama: Als S. ein Gespräch mitbekommt, in dem es um jüdische Kinder geht, denen Nazis wegen angeblicher Diebstähle die Hände abgehackt haben sollen, geht er in den Hasenstall, will 2 Hasenwelpen retten und stürzt vom Dachboden. Moby Dick zählt nun auch zu seinem Repertoire, so dass er einen Mitpatienten mit amputiertem Bein (Krieg) innerlich "Ahab" tauft. Ein Besuch in Frankreich und S.s erwachendes Interesse am anderen Geschlecht werden abgehandelt Nach Teil 1 (Sputnik versucht, seine Erinnerung zu erfinden) folgt Teil 2 (Sputnik versucht, ein anderer zu werden), für welchen Grundkenntnisse der frz. Sprache hilfreich sind. Sonderlich zu fesseln vermochte mich dieser Abschnitt leider kaum, spätestens nach der Hälfte begann ich, quer zu lesen. Teil 3 (Sputnik beginnt ein doppeltes Leben): Zurück in Berlin. Seiten ohne wörtliche Rede, Absatz oder Einrückungen mochte ich noch nie. Für Berichte über die NS-Zeit interessiere ich mich normalerweise sehr, aber warum nun die erfundene Schwester Ala auch betroffen gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht. Er trifft Mme Laurre wieder, die ihn jedoch nicht erkennt. S. erfährt am nächsten Tag von ihrem Sohn Guigui, dass sie verstorben ist. S. - seit 2 Jahren clean - ist aktuell auf Stellensuche, nimmt aber doch wieder Drogen. Er erlernt Techniken von Ki & Ommm sowie Vertrauens- & Auffangübungen. Englischgrundkenntnisse sind hier von Vorteil. Mehrere Schauspielkollegen begehen Selbstmord.
Leider erfüllte das Buch meine Erwartungen nur begrenzt. Auf den letzten Metern ermutigte mich eine von Herrn Berkels Büchern begeisterte Bekannte und erwähnte nebenbei, dass zum Schluss S. nebst Freundin Hanne zu den Eltern nach Berlin reisen werde, um mit Freunden, Verwandten und Bekannten die Erstausstrahlung des amerikanischen TV-4-Teilers "Holocaust" anzusehen. Davon erwartete ich sehr viel. Aber das alles (nicht der Film, sondern die "Leute"!) erschien mir ungemein belanglos. Vielleicht wollte Berkel ja genau diese Stimmung einfangen/vermitteln, vielleicht bin ich nicht empathisch oder klug genug, ich weiß es nicht. Ich glaube, ich werde kein weiteres Berkelbuch lesen sondern mich wieder über unterhaltsame Filme freuen.
Wie ich mittlerweile gelesen habe, erhielten seine beiden vorausgegangenen Romane "Der Apfelbaum" und "Ava" gute Kritiken.
Die Buchbeschreibung sowie die 37 Seiten umfassende Leseprobe zu seinem neuesten unter der ISBN 978-3-550-20052-6 am 30. 05. 2025 im Ullstein Verlag veröffentlichten 384-seitigen Werk "Sputnik" klangen vielversprechend.
Nach einer Widmung für Frau und Söhne sowie je einem Zitat von Karl Philipp Moritz und Albert Camus werden wir in Letzterer sozusagen sputnik-schock-artig mit einer Himmel und Hölle darstellenden Mutter sowie einem den Umtausch des Neugeborenen fordernden Vater konfrontiert. Ferner lernen wir, was ein "Dibbuk" ist. In den ersten 5 Kapiteln werden wir ausufernd mit der Zeugung, dem Aufenthalt im Mutterleib, der Geburt bis hin zu einem unfallbedingten Krankenhausaufenthalt unterhalten.
So war ich auf das mit einem den Autor in jüngeren Jahren zeigenden S/W-Cover versehenden Roman recht gespannt. In den folgenden Kapiteln konnte ich gelegentlich schmunzeln, aber es traten zunehmend deutlicher Absonderlichkeiten auf, die sich später als kriegsbedingte Traumata erklärten. Geschichten um Tom & Huck & Winnetou regen Sputniks Phantasie an und wecken sein Interesse an Kino und Theater. Judentum und Nationalsozialismus werden thematisiert, eine Reise in die frz. Schweiz bringt Kontakt zu Kühen, Hasen, Tauben, sein Bildungsspektrum erweitert sich um Ivanhoe & Löwenherz sowie Asterix & Obelix. Dann ein Drama: Als S. ein Gespräch mitbekommt, in dem es um jüdische Kinder geht, denen Nazis wegen angeblicher Diebstähle die Hände abgehackt haben sollen, geht er in den Hasenstall, will 2 Hasenwelpen retten und stürzt vom Dachboden. Moby Dick zählt nun auch zu seinem Repertoire, so dass er einen Mitpatienten mit amputiertem Bein (Krieg) innerlich "Ahab" tauft. Ein Besuch in Frankreich und S.s erwachendes Interesse am anderen Geschlecht werden abgehandelt Nach Teil 1 (Sputnik versucht, seine Erinnerung zu erfinden) folgt Teil 2 (Sputnik versucht, ein anderer zu werden), für welchen Grundkenntnisse der frz. Sprache hilfreich sind. Sonderlich zu fesseln vermochte mich dieser Abschnitt leider kaum, spätestens nach der Hälfte begann ich, quer zu lesen. Teil 3 (Sputnik beginnt ein doppeltes Leben): Zurück in Berlin. Seiten ohne wörtliche Rede, Absatz oder Einrückungen mochte ich noch nie. Für Berichte über die NS-Zeit interessiere ich mich normalerweise sehr, aber warum nun die erfundene Schwester Ala auch betroffen gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht. Er trifft Mme Laurre wieder, die ihn jedoch nicht erkennt. S. erfährt am nächsten Tag von ihrem Sohn Guigui, dass sie verstorben ist. S. - seit 2 Jahren clean - ist aktuell auf Stellensuche, nimmt aber doch wieder Drogen. Er erlernt Techniken von Ki & Ommm sowie Vertrauens- & Auffangübungen. Englischgrundkenntnisse sind hier von Vorteil. Mehrere Schauspielkollegen begehen Selbstmord.
Leider erfüllte das Buch meine Erwartungen nur begrenzt. Auf den letzten Metern ermutigte mich eine von Herrn Berkels Büchern begeisterte Bekannte und erwähnte nebenbei, dass zum Schluss S. nebst Freundin Hanne zu den Eltern nach Berlin reisen werde, um mit Freunden, Verwandten und Bekannten die Erstausstrahlung des amerikanischen TV-4-Teilers "Holocaust" anzusehen. Davon erwartete ich sehr viel. Aber das alles (nicht der Film, sondern die "Leute"!) erschien mir ungemein belanglos. Vielleicht wollte Berkel ja genau diese Stimmung einfangen/vermitteln, vielleicht bin ich nicht empathisch oder klug genug, ich weiß es nicht. Ich glaube, ich werde kein weiteres Berkelbuch lesen sondern mich wieder über unterhaltsame Filme freuen.