Verschüttete Erinnerungen
Die Geschichte von Sputnik ist in mehrfacher Hinsicht eine interessante Lektüre: Da ist die Autobiografie, die tiefe Einblicke in die ersten Lebensjahre, die Entwicklung und Erlebnisse und in das familiäre Umfeld des Autors gibt. Dazu kommen die Gedankengänge Sputniks, so wie sie der Autor hatte oder hätte haben können, und die kindlich-naiven Schlüsse, die er erst im Laufe des Buches revidieren kann: Ein Halbjude ist trotzdem ein ganzer Mensch, ein Schauspieler spielt Tom Sawyer und wird nicht zu dieser Person. Und dann sind da die Kindheitserlebnisse, die beim Leser eigene verschüttete Erinnerungen hervorrufen können. Gegen Ende des Romans gibt es zwei Höhepunkte für Sputnik und auch für den Leser: Da ist einmal die Konfrontation der Familie und des Freundeskreises mit der deutschen Geschichte in Form der Fernsehfilme „Holocaust“, und da ist Sputniks experimentelle Düsseldorfer Theatergruppe, in der er schauspielerisch das wieder findet, was er zu Beginn des Romans als eigene Erlebnisse im Mutterleib geschildert hat.