Wer ist er eigentlich?

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emmmbeee Avatar

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Angefangen von den ersten Tagen im Mutterleib über die Geburt, die früheste Zeit der Kindheit, die ersten Jahre im Leben eines Mannes, all das schildert Christian Berkel in seinem neuesten Roman „Sputnik“. Dabei geht er ausführlich auf die einzelnen Stationen ein, teils wohl aus eigener Erfahrung, teils fiktiv. Denn wie ein Fötus oder Embryo sein Dasein wahrnimmt, weiß keiner von uns mehr.
Der Erzähler beschreibt, wie er (nach seiner Kindheit in Deutschland) in Frankreich studiert, den ersten Unterricht für eine mögliche Schauspielkarriere erhält und vor allem seine über ihn hereinbrechenden sexuellen Nöte und Verwirrungen. Dabei hat der Protagonist mir fast schon leidgetan. Immer auf der Suche nach sich selbst, zumal seit seiner Geburt nicht wirklich klar ist, ob er denn nun wirklich der Sohn seiner Eltern ist. Auch auf der Bühne bleibt es eine Suche nach der eigenen Persönlichkeit. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Nach der Lektüre von „Apfelbaum“ und „Ada“ hegte ich große Erwartungen an den Autor, denn diese beiden Bücher hatte ich mit Begeisterung gelesen. Bei „Sputnik“ wurde ich damit aber von Anfang an stark eingebremst. Mir scheint das Werk über viele Seiten hinweg zu langatmig, sodass ich angefangen habe, quer zu lesen. Der Roman hat entschieden weniger Drive und Spannung als die bisherigen Bücher von Christian Berkel. Sein Stil ist flüssig, doch habe ich mehr Stromschnellen erwartet.
Doch mir gefällt die gepflegte Sprache des Autors sehr. Auch das Coverbild ist sehr passend ausgesucht. Das Gesicht des jungen Mannes spiegelt viel von dem, was der jugendliche „Held“ durchlebt: große Unsicherheit und die Absicht, es der Gesellschaft um ihn herum recht zu machen. Und auch die Frage, die er sich schon als Kleinkind stellen musste: Wer oder was bin ich überhaupt? Tatsächlich das Kind meiner Eltern? Jude oder nicht?
Mir gefiel auch folgender Kunstgriff: Mit einer Übung vor den angesetzten Theaterproben führt er den Leser wieder zum ersten Kapitel zurück. Nur der Sinn der allerletzten Zeile hat sich mir nicht erschlossen.