Zwischen Bühne und Wirklichkeit - Christian Berkel auf der Suche nach sich selbst
In „Sputnik“ erzählt Christian Berkel die Lebensgeschichte eines Mannes, der auf der Suche nach seiner Identität ist, erzählt durch die Stimme seines fiktiven Alter Egos Sputnik. Geboren im Jahr 1957, zur Zeit des Starts des sowjetischen Satelliten, wird Sputniks Leben von familiären Spannungen, historischen Ereignissen und der eigenen künstlerischen Entwicklung geprägt. Der Roman gliedert sich in drei Abschnitte.
In der Kindheit lebt Sputnik mit seiner Mutter Sala, einer Halbjüdin mit von den Nazis geprägter Vergangenheit, und seinem Vater Otto, einem ehrgeizigen, aber strengen Arzt. Die Nachwirkungen von Krieg und Exil lasten schwer auf der Familie und prägen Sputniks frühes Leben. Früh fasziniert vom Theater, erwacht in ihm der Wunsch, Schauspieler zu werden.
Als junger Erwachsener zieht es ihn nach Frankreich, ein Sehnsuchtsort, an dem er Freiheit und Zugehörigkeit sucht. Doch auch dort bleibt er ein Fremder. Diese Erfahrung bringt ihn zurück nach Berlin.
Im dritten Teil schildert Sputnik seinen Weg als Schauspieler in Deutschland. Zwischen Proben, Regiekonzepten und privaten Beziehungen verschwimmen die Grenzen zwischen Bühne und Realität. Immer wieder taucht die Vergangenheit auf, in der Familie, im Erbe der Eltern, in alten Freundschaften. Die Grenze zwischen Fiktion und Biographie verschwimmt. Was war wirklich? Was ist Erinnerung? Was Fiktion?
Die Schilderungen der Kindheit sind atmosphärisch und berührend. In der Mitte verliert das Buch für mich etwas seinen Fokus. Die Ausflüge in Drogen- und Sexualerfahrungen wirken stellenweise unnötig ausgedehnt und hätten nicht in dieser Detailliertheit erzählt werden müssen. Das wirkt eher distanzierend, vielleicht weil genau hier deutlich wird, wie sehr Berkel sich über sein Alter Ego Sputnik auch schützt.
Der Roman ist weniger eine klassische Erzählung mit stringenter Handlung als vielmehr ein Versatzstück aus Erinnerungen und Reflexionen. Besonders eindrucksvoll gelingt es Berkel, seine Sprache klar und zugleich poetisch zu halten. Man spürt seine Erfahrung als Schauspieler in den Bildern, in der Beobachtungsgabe, in der Fähigkeit, auch Unsagbares anzudeuten bzw. auch mal präzise auszusprechen.
Die Begegnungen mit alten Bekannten aus den ersten beiden Teilen der Trilogie „Der Apfelbaum“ und „Ada“ schlagen nachvollziehbare Brücken. Besonders gelungen finde ich die Szene rund um das gemeinsame Schauen der Serie „Holocaust“, in der sich verschiedene Generationen und ihre Sichtweisen auf Vergangenes reiben. Hier blitzt das eigentliche Potenzial des Buches auf, zu zeigen, wie Erinnerung funktioniert, wie sie verhandelt, verteidigt, verschwiegen wird.
Was bleibt, ist ein zwiespältiger Eindruck. Das Buch ist sprachlich sehr stark, inhaltlich stellenweise aber etwas ausufernd. Bei aller mutigen Offenheit und den teilweise auch mitreißenden Passagen kann mich das Buch im Gegensatz zu den Vorgängerromanen nicht ganz abholen.
In der Kindheit lebt Sputnik mit seiner Mutter Sala, einer Halbjüdin mit von den Nazis geprägter Vergangenheit, und seinem Vater Otto, einem ehrgeizigen, aber strengen Arzt. Die Nachwirkungen von Krieg und Exil lasten schwer auf der Familie und prägen Sputniks frühes Leben. Früh fasziniert vom Theater, erwacht in ihm der Wunsch, Schauspieler zu werden.
Als junger Erwachsener zieht es ihn nach Frankreich, ein Sehnsuchtsort, an dem er Freiheit und Zugehörigkeit sucht. Doch auch dort bleibt er ein Fremder. Diese Erfahrung bringt ihn zurück nach Berlin.
Im dritten Teil schildert Sputnik seinen Weg als Schauspieler in Deutschland. Zwischen Proben, Regiekonzepten und privaten Beziehungen verschwimmen die Grenzen zwischen Bühne und Realität. Immer wieder taucht die Vergangenheit auf, in der Familie, im Erbe der Eltern, in alten Freundschaften. Die Grenze zwischen Fiktion und Biographie verschwimmt. Was war wirklich? Was ist Erinnerung? Was Fiktion?
Die Schilderungen der Kindheit sind atmosphärisch und berührend. In der Mitte verliert das Buch für mich etwas seinen Fokus. Die Ausflüge in Drogen- und Sexualerfahrungen wirken stellenweise unnötig ausgedehnt und hätten nicht in dieser Detailliertheit erzählt werden müssen. Das wirkt eher distanzierend, vielleicht weil genau hier deutlich wird, wie sehr Berkel sich über sein Alter Ego Sputnik auch schützt.
Der Roman ist weniger eine klassische Erzählung mit stringenter Handlung als vielmehr ein Versatzstück aus Erinnerungen und Reflexionen. Besonders eindrucksvoll gelingt es Berkel, seine Sprache klar und zugleich poetisch zu halten. Man spürt seine Erfahrung als Schauspieler in den Bildern, in der Beobachtungsgabe, in der Fähigkeit, auch Unsagbares anzudeuten bzw. auch mal präzise auszusprechen.
Die Begegnungen mit alten Bekannten aus den ersten beiden Teilen der Trilogie „Der Apfelbaum“ und „Ada“ schlagen nachvollziehbare Brücken. Besonders gelungen finde ich die Szene rund um das gemeinsame Schauen der Serie „Holocaust“, in der sich verschiedene Generationen und ihre Sichtweisen auf Vergangenes reiben. Hier blitzt das eigentliche Potenzial des Buches auf, zu zeigen, wie Erinnerung funktioniert, wie sie verhandelt, verteidigt, verschwiegen wird.
Was bleibt, ist ein zwiespältiger Eindruck. Das Buch ist sprachlich sehr stark, inhaltlich stellenweise aber etwas ausufernd. Bei aller mutigen Offenheit und den teilweise auch mitreißenden Passagen kann mich das Buch im Gegensatz zu den Vorgängerromanen nicht ganz abholen.