Große Erwartungen - leider enttäuscht

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jojo_95 Avatar

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„Stadt des Zorns“ war das erste Werk von Marc Meller, welches ich gelesen habe und es konnte leider nicht meine Erwartungen erfüllen.
Vorweg am Anfang des Buches wird nur ganz kurz und auch nur minimal Bezug auf „Raum der Angst“ genommen und im Rest des Buches folgen keine weiteren Anspielungen, sodass es sich hierbei meines Erachtens, um eine so gut wie Spoiler freie Fortsetzung handelt. Die Leser*innen sollten sich aber bewusst sein, dass die Protagonistin in diesem Teil auch die Protagonistin aus dem vorangegangenen Teil ist. Da es sich bei diesem Buch aber eher um eine Plot-getriebene Geschichte handelt, ist auch dies nicht weiter schlimm. Somit würde ich auch sagen, dass die beiden Teile auch unabhängig voneinander gelesen werden können, es aber nicht schadet „Raum der Angst“ vorab zu lesen.
Zunächst einmal das Positive: Die Gestaltung des Covers hat mich direkt in seinen Bann gezogen und finde ich auch immer noch sehr passend. Sowohl passend für einen Thriller, aber viel mehr noch sehr passend zur Geschichte selbst (Warum genau, muss sich jeder selbst erlesen). Ich hatte dieses Buch auch mit Spannung und Freude erwartet und konnte es aufgrund des lockeren, leichten und flüssigen Schreibstils von Marc Meller auch in kürzester Zeit durchlesen und war trotz der gleich folgenden Kritik auch noch ein wenig unterhalten.
Nun zu meiner Kritik: Sowohl der Klappentext als auch die Leseprobe hatten mich direkt angesprochen und vor allem in Kombination mit dem schön gestalteten Cover versprachen sie mir einen Thriller der anderen Art, mit einem rasanten Spannungsaufbau, interessanten und schwierigen Rätseln und den verschiedensten Charakteren, welche die Geschichte von Anfang bis Ende spannend machen sollten. Dem war aber leider nicht so. Zunächst einmal dümpelte die Geschichte über die ersten etwa 100/150 Seiten vor sich hin, was mir aufgrund des Schreibstils, aber erst so richtig nach dem Beenden des Buches, bewusst wurde. Nachdem man die erste Phase des Buches also überwunden hatte und die Geschichte langsam anfing Fahrt aufzunehmen, musste ich leider feststellen, dass die Charaktere, bis kurz vorm Ende des Buches fast ausschließlich alle sehr eindimensional blieben, was meiner Meinung nach eher weniger gut in einen Escape-Room-Thriller passt. Besonders unglaubwürdig und eher unpassend hat sich allerdings die Protagonistin Hanna verhalten, der ich nach einem bereits so dramatischen Erlebnis, wie aus dem ersten Teil, und all den Ängsten, die damit einher gehen, einfach nicht abnehmen kann, dass sie so emotionslos bleibt und während der gesamten Geschichte über so rational handelt und nicht aus der Ruhe gebracht werden kann. Ähnlich rational, angstfrei und emotionslos haben sich im Übrigen auch die anderen „Teilnehmer*innen“ verhalten, was ich ebenso als recht unrealistisch empfunden habe. Schließlich bin ich dann aber davon ausgegangen, dass es sich hierbei eher um eine Plot-getriebene Geschichte handeln sollte, was dem Autor aber leider auch nicht so gut gelungen ist. Ich denke das Buch hat mit sein „Raumgestaltung“/dem Setting, den viel zu leicht und zu schnell lösbaren Rätseln das Thema „Escape-Room“ nicht erfüllen können und auch das Ende das dann so plötzlich und gequetscht auf den letzten Seiten kam und zudem auch absolut vorhersehbar war, hat mich sehr enttäuscht. Es wirkte fast so also wollte man sich hier auf Teufel komm raus die Option auf einen dritten Teil offenhalten.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich dem Buch gute 2,5 Sterne geben möchte, da es eben nicht meinen Erwartungen und auch nicht meinen Anforderungen an einen Thriller entspricht (da dies aber nicht möglich ist und mir 2 Sterne zu wenig sind, werden es 3 Sterne). Empfehlen kann ich „Stadt des Zorns“ dennoch an alle Leser*innen, die gerne Thriller lesen, die eher in die Richtung eines Spannungsromans gehen, die es gerne mögen, wenn sich nicht zu viel und zu intensive Spannung aufbaut und für diejenigen die es nicht mögen, wenn viele „härtere“, gewalttätige Szene, sowie emotional und psychisch mitnehmende und fesselnde Momente enthalten sind. Wer also Lust auf einen entspannteren, nicht so rasanten Thriller hat, der einen weder sprachlich noch gedanklich oder psychisch und emotional herausfordert und wer auch nicht so viel von den einzelnen Charakteren erwartet, der ist mit „Stadt des Zorns“ auf jeden Fall gut unterhalten und wird auch seine Freude daran haben.
Für mich persönlich war „Stadt des Zorns“ leider eher nichts.