Naja

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Wieder einmal einer dieser Romane, der seine Protagonisten zunächst von der Außenwelt isoliert und sie dann möglichst brutal dahinmetzelt. Dieses "Kochrezept" ist seit Altmeister Stephen King weitverbreitet.
Auch die "Spielidee" ist keinesfalls neu und spätestens seit Vincenzo Natalis "The Cube" aus dem Jahr 1997 wohlbekannt. Aber der Autor hat sich wohl gedacht: "Was gut ist, kann bleiben!", und hat so auch seine Protagonistin und den Bösewicht aus seinem ersten Buch recycelt. Nur das Kanonenfutter drumherum und die Örtlichkeit wurde wohl ausgetauscht. Kann man durchaus mal machen, aber auf Dauer dürfte es nicht funktionieren. Trotzdem hat sich der Autor mit Weitsicht die Chance auf Band III erhalten.
Zwischendurch betreibt er sehr viel Schwarz-Weiß-Malerei, etwa in der Beschreibung der beiden Schwestern und schreckt darüber hinaus vor rührseliger Effekthascherei nicht zurück, insbesondere was die Hundeszene betrifft. (Hierauf möchte ich nicht weiter eingehen, um nicht zu spoilern.) Auch die Figur des Bösewichts ist nicht so richtig dreidimensional, aber da zeigt der Autor wenigstens Ansätze.
Wie schon gesagt, es handelt sich um das klassische Strickmuster: Eine isolierte Gruppe, an der eine Grausamkeit nach der anderen begangen wird, so simpel wie vorehrsehbar. Schon auf Seite 6, als der Entlastungstunnel beschrieben wird, kann man sich denken, was kommt.
Die Produktplazierungen sind nicht so geschickt gemacht, da haben wir keine Taschenlame, sondern eine Maglite und das Sweatshirt der Protagonistin ist von Levis, was für die Story eigentlich nicht so richtig wichtig ist. Manolo Blahnik und Patek-Philipe sind auch mit von der Partie, aber gut, das ist heute wohl üblich.
Alles in Allem fehlt mir hier doch eindeutig die Raffinesse und das wohlige Erschrecken bei unvorhergesehenen Wendungen. Letzteres versucht der Autor zwar zu erzeugen, aber er kommt an die Klasse der Meister in diesem Genre nicht heran.