Hin- und hergerissen

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bildersturm Avatar

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Hm.

Natürlich ist "Stadt, Land, Schluss" wieder ChickLit nach altbewährter Formel - diesmal eben eine "Fish out of Water"-Geschichte, in der die Protagonistin sich widerwillig auf ein neues Leben einstellen muss, dass sie jetzt schon hasst. Natürlich hasst sie es nicht wirklich, sondern wird sich sicher im Laufe des Buches von der Schönheit Northumberlands und der eigenen Art seiner Bewohner überzeugen lassen, aber zumindestens ist das die Ausgangssituation. Stilistisch richtet Judith O'Reilly damit auch kein größeres Unheil an, denn die Leseprobe liest sich recht flüssig und ist sprachlich nicht gar zu weit unten angesiedelt.

Problem bleibt die Vorhersehbarkeit einer jetzt schon völlig abgegriffenen Handlungsschiene, die vielleicht autobiographisch inspiriert sein mag (angeblich lesen wir das Tagebuch der Autorin), dabei aber ungeniert alle Klischees aufwärmt, die nicht schnell genug flüchten können, inklusive Großstadtneurosen und lärmender Kinder.

Die zweite störende Kleinigkeit der Leseprobe liegt darin, dass wir weder die Motivation der Protagonistin nachvollziehen können noch ihr wirklich nahekommen. Judith wirkt unsympathisch, mit sich selbst unzufrieden, nörgelnd, gestresst - alles vermutlich eine Vorbereitung auf das Landleben, dass ihren strapazierten Geist mit Ruhe und Gelassenheit kurieren wird, aber auch wenn ihre Gemütsverfassung nur der Fallhöhe für später dient, fällt es schwer, etwas Positives in der zwei- (und bald drei)fachen Mutter zu sehen, die sich knurrend ins Unvermeidliche fügt, aber von einem ätzenden Kommentar zum nächsten eilt. Da stürzt Ironie ungebremst in Richtung Zynismus.

Wir werden sehen, wohin die Reise geht ...