Applaus, Applaus

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Die Kulturkolumnistin Charlotte Runcie hat mit ihrem Debütroman „Standing ovations“ einen spannende Roman, der das Verhältnis zwischen Künstlern und Kritikern auslotet, geschrieben. Bei der Beleuchtung des Machtgefälles geht es auch um „Me Too“. Auch die Schwierigkeit als Frau Beruf und Kind unter einem Hut zu bringen sowie Mental Load wurden thematisch reingepackt. Und auch um die Grauzonen. Wann ist etwas okay? Nur weil es gesetzlich erlaubt ist und die Frau den Konsens gegeben hat? Und was ist schlimmer: Ein Mann der nach außen hin den Nerd und Softie gibt, trotzdem eine Affäre beginnt und sich dann in der Opferrolle suhlt oder der stadtbekannte Herzensbrecher, der mit seinem Lausbuben-Charme die Frauen reihenweise ins Bett kriegt und sie dann fallen lässt wie eine heiße Kartoffel? Und wie weit darf ein Shit-Storm gehen? Was ist noch fair? Wo sind die Grenzen?

Das Buch macht es sich durch das Ausloten der Grauzonen nicht gerade leicht. Alex Lyons ist zwar überheblich, aber ist kein Harvey Weinstein der seine Position missbraucht. Auch ist er kein Gerard Depardieu der über Frauen herfällt. Die Frauen gehen aus freien Stücken mit ihm ins Bett, meist ohne zu wissen wer er überhaupt ist.

Den Schluss fand ich etwas überhastet und es gibt auch einige Klischees. Die Beziehung zwischen der Icherzählerin Sophie und ihren Mann Josh ist auch nicht sonderlich gut herausgearbeite. Was solche Dinge betrifft hat mir „Verheirate Frauen“ von Christina Campos deutlich besser gefallen. Dennoch habe ich das Buch gerne und vor allem schnell durchgelesen. Ein richtiger Page-Turner.