Das Buch plätscherte vor sich hin

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aurora79 Avatar

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"Standing Ovations" von Charlotte Runcie, ein Roman wie ein zerfasertes Theaterstück: Nach außen hin abgeschlossen, aber ohne dramaturgische Struktur.
Kurz zum inhaltlichen Rahmen, der Platz bietet für Reflektionen über Kunst, Kritik und Markt, aber auch allerlei Nebeninformationen: Wenige Wochen verbringen Sophie und ihr Kollege Alex als Kritiker auf dem Kulturfestival The Fringe in Edinburgh. Aus der Sicht Sophies erfahren wir von dem Onenightstand, den Alex mit der Performerin Hayley hatte, deren Auftritt er kurz zuvor verrissen hat. Wir erfahren hiernach, wie Hayley, die sich erst nach der gemeinsamen Nacht dieses Umstands bewusst wird, diese Erfahrung in ihren späteren Auftritten verarbeitet und wie das Publikum darauf reagiert.
Über weite Strecken verliert der Roman dadurch an Spannung, dass die Handlung aus der Sicht Sophies, also eines scheinbaren Nebencharakters, geschildert wird: Man fiebert so mit keinem der beiden Charaktere mit, an denen sich die Handlung entspinnt: Alex und Hayley. Später änderte sich diese Einschätzung bei mir, da immer mehr die Erfahrungen und die Geschichte Sophies in den Mittelpunkt rücken. Ganz deutlich wurde mir aber nicht, welche Positionen sie vertrat oder welche Motive sie zu welchem Handeln anregten.
Beim Lesen des Romans bremste mich oft aus, dass das Geschilderte im Gleichmaß an mit vorbeiplätscherte, ohne dass ich die Relevanz erkennen konnte. Und fast fühle ich mich ein wenig schuldig, so schlecht über diesen Roman zu urteilen, der doch davon handelt, wie vernichtend sich negative Kritik auf den Künstler auswirken kann.
Neben diesen negativen Punkten bleibt mir jedoch eines im Gedächtnis: Mit all seinen beiläufigen Informationen und seiner zeitlichen Ausdehnung über das Festival, gibt er performativ das lebendige Gewusel eines solchen Settings wieder. Die Einblicke, die man so über die Textgestaltung und über die beiläufigen Informationen über das Festival erhält, bringen einem ein Geschehen näher, das man so vielleicht niemals erleben wird.
Abschließend lässt sich sagen: Das Buch kann interessant sein für Menschen, die sich für Theater, Theaterfestivals und Literaturkritik interessieren. Ich persönlich fand es jedoch nicht witzig und auch wenig unterhaltsam.