Die gnadenlose Macht der öffentlichen Meinung

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Das Buch wird beworben mit dem Hinweis, es handle von der Rache einer in ihren Gefühlen verletzten Frau und es sei witzig. Kann ich der erste Aussage nach der Lektüre gerade noch so zustimmen, so fand ich die zweite deplatziert. Ich habe die Geschichte als traurig empfunden und als Spiegel unserer schnell lebigen Gesellschaft, die mit leichter Hand jemanden verurteilt und sich dann wieder anderem zuwendet, ohne sich Gedanken über einen möglichen verursachten Schaden nachzudenken.
Hayley hatte durchaus mein Mitgefühl. Ich war entsetzt, wie Alex seine Bedürfnisse auslebt, ohne sich groß Gedanken zu machen. Natürlich hätte er Hayley sagen müssen, dass er gerade einen vernichtende Kritik über ihren Auftritt geschrieben hat. Auch ich wäre in dieser Situation wütend und verletzt gewesen. Dass sie dann eine öffentliche Kampagne gegen ihn startet, fand ich in ihren Ausmaßen übertrieben . Denn die Menge schreit nur zu gerne "Kreuzigt ihn " Meine anfängliche Empörung wandelte sich rasch in Mitgefühl für Alex und eher Abscheu gegenüber Hayley.
Für mich erzählt die Autorin in der Hauptsache Sophies Geschichte, die auch als Ich-Erzählerin die Ereignisse schildert . Sophie ist Alex Kollegin. Gemeinsam wurden sie von ihrer Zeitung nach Edinburgh geschickt, um über das Festival The Fringe zu berichten. Alex öffentliche Hinrichtung erweist sich als Katalysator für Sophie, um ihre eigene Situation zu überdenken und zu hinterfragen. Ihre Gedanken kreisen um ihre Ehe , ihre Stellung und ob sie in ihrem Leben glücklich ist. Mit dem Ende des dreiwöchigen Festivals endet auch die Geschichte. Jede der drei Personen hat sich verändert. Zum Guten oder Schlechten vermag ich nicht zu sagen.
Ernüchtern waren die Einblicke in die Theaterwelt und dem Egoismus der Beteiligten. Was für mich besonders erschreckend war, wie bereitwillig die Masse Alex verdammt hat. Und wer ihn plötzlich an den Pranger stellt und wofür. Plötzlich war Alex für all das schlechte in ihrem Leben verantwortlich. Und genauso schnell wendet man sich anderen zu.
Der Roman war in meinen Augen unterhaltsam , aber nicht witzig. Ich fand, er regt zum Nachdenken an und legt den Finger auf Verhaltensweisen, die man nicht hinnehmen sollte.