Vielschichtiges und hochaktuelles Werk

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jille Avatar

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Charlotte Runcies Debütroman „Standing Ovations“ ist ein sehr interessantes Werk, das sich mit Machtmissbrauch, weiblicher Wut und den Grenzen künstlerischer Kritik auseinandersetzt. 
Im Mittelpunkt steht die Performerin Hayley Sinclair, die nach einer vernichtenden Theaterkritik eine nächtliche Begegnung mit dem Kritiker Alex Lyons hat. Inspiriert von diesem Erlebnis verarbeitet Hayley ihre Gefühle in einer neuen Show, die schnell zum kulturellen Phänomen wird und eine Bewegung auslöst, in der Frauen kollektiv ihre Stimme erheben.
Runcie gelingt es, Themen wie Misogynie, Machtdynamiken in der Kunstwelt und die Fragilität öffentlicher Urteile zu einer scharfsinnigen Gesellschaftsanalyse zu verweben. Die Sprache des Romans ist präzise und pointiert, die Dialoge – vor allem zwischen Hayley und Alex – sind bissig und lebendig.
Kritisch anzumerken ist, dass die Handlung stellenweise vorhersehbar wirkt und die Komplexität der Thematik gelegentlich zu vereinfachenden Lösungen führt. 

Besonders empfehlenswert ist der Roman meiner Meinung nach für Leserinnen und Leser, die gesellschaftskritische Literatur mit einem feministischen Fokus schätzen.