Sci-Fi-Romance mit gutem Twist

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la calavera catrina Avatar

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Eine Sci-Fi-Romance auf einem Raumschiff mit einer Crew, die unfreiwillig zusammengefunden hat und nur gemeinsam überleben kann.

In der ersten Hälfte fällt auf, dass das Autorinnen-Duo den Fokus sehr auf die siebenköpfige Gruppe gelegt hat. Es sind Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Kali, idealistische Kronprinzessin der Neun Planeten, Ian, sarkastischer Überlebenskämpfer, Schmuggler und Söldner mit Hang zum Pessimismus, sein Kumpel Max, Mechaniker Gage, die flüchtige Rebellin Beckett, Rain, Hohepriesterin der Schwesternschaft des Lichts und gute Seele der Crew, sowie ihr Leibwächter Merrick. Kali, Ian, Rain und Beckett ist man durch kapitelwechselnde Ich-Perspektiven ganz nah. Man erfährt, wie für die Prinzessin allmählich ihre goldene Blase platzt und die kaiserliche Fassade fällt, wie Ian versucht, ein verantwortungsvoller Captain zu sein, der eine Mission zu erfüllen hat, wie Rain sich verliebt und Beckett unter ihrer Vergangenheit leidet - all ihre Gedanken und Gefühle und den „riesigen Haufen sehr realer Probleme“, widmen sich die Autorinnen ausführlich. Man erlebt, wie die bunte Crew zusammenwächst und Vertrauen einzieht, die das ein oder andere Geheimnis offenbart. Die Innenschau, das Zusammenwachsen der Crew und die sexuellen Handlungen nehmen viel Raum ein. Sie wechseln sich mit actionreichen und dramatischen Passagen ab, die im Verhältnis jedoch schnell vorbei sind. Darunter leidet auch das Worldbuilding. Es fehlt an lebendigen Details, Weltraumathmosphäre und Informationen. Dabei ist die Ausgangslage vielversprechend: zerstörte Ökosysteme, rückläufige Landwirtschaft und zunehmende Sonneneruptionen. Es gilt Freunde zu befreien und für Gerechtigkeit zu kämpfen. Dieses Ungleichgewicht ist spürbar unangenehm. Steckt doch viel Potenzial in der Story. Zudem wird sich zahlreicher Klischees bedient, wie das ständige Triezen, Widersprüchlichkeiten, die nur zur eigenen Verblendung dienen und fehlerhafte Ausdrücke, wie „Nur über meine tote Leiche.“ Den weiteren Ausbau in der zweiten Hälfe fand ich etwas authentischer und vor allem spannender. Hier gibt es einige Überraschungen. Vor allem das letzte Viertel konnte mich packen. Das Ende ist ein fieser Cliffhanger, der aber neugierig auf die Fortsetzung macht.

Gefallen hat mir die Starlight und ihr abgefahrenes Eigenleben, sowie die mentale Verbindung zwischen Ian und Max.
Die Beziehungen nahmen mir zu viel Raum ein. Ich wollte wissen, wie es mit der Handlung weitergeht, während sich seitenweise mit unauthentischen Belanglosigkeiten befasst wird, ohne Atmosphäre zu schaffen. Trotzdem gab es immer wieder Momente, wo ich mich dem Sog nicht entziehen konnte. Kann die Gruppe der Gefahr entkommen? Werden sie finden, wonach sie suchen? Der Humor erinnert tatsächlich ein bisschen an "Guardians of the Galaxy“ und sorgt für ein paar Schmunzler. Zu Beginn gibt es eine Triggerwarnung der Autorinnen, die eindrucksvoll aufführt, was man zu erwarten hat. Besonders erwähnenswert finde ich die brutalen Gewalthandlungen, die derbe Sprache, Suizid, Tod und den Alkoholmissbrauch an Bord der Starlight. Ich bin trotzdem neugierig auf die Fortsetzung.

Empfehlenswert für Leserinnen und Leser, die an Star Wars besonders die aufkeimende Liebe von Han Solo und Leia mochten und es ihnen nicht weit genug ging. Das Hörbuch könnte durch die vier verschiedenen Sprecherinnen und Sprecher sogar besser sein, als das Buch. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.