Angst auf Augenhöhe

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In seinem neuen Buch verspricht Prof. Hillert wirksame Strategien nicht nur gegen Ängste, sondern auch gegen Phobien und Panikattacken. Endlich soll Schluss sein mit der Angstgeschichte. Grün ist die Farbe der Hoffnung und als Coverfarbe gut gewählt. Die Titelzeichnung – eine sich entspannt zurücklehnende Frau im Angesicht des schwarzen Angstgespenstes – bringt die Botschaft genial rüber: Der Angst den Schrecken nehmen, sie zum Freund machen und ihr gelassen begegnen.
Der erste Teil des Buches widmet sich den Grundlagen der Angst und gibt gut verständlich einen Überblick über die verschiedenen Arten der Angststörungen. Sehr informativ und hilfreich für alle, die sich einen ersten Überblick über die verschiedenen Formen der Angst verschaffen wollen. Wer selbst unter einer Angststörung leidet, die ihn so sehr belastet, dass er „zum Buche greift“, dürfte sich aber wohl schon hinreichend über sein persönliches Störungsbild informiert haben. Dem werden die Informationen im Buch über die eigene Angststörung nicht viel Neues bieten.
Um Schluss mit der persönlichen Angstgeschichte zu machen, bleibt noch die zweite Hälfte des Buches. Hier hätte ich persönlich mir mehr Tiefe, mehr Beispiele und mehr Ausführlichkeit erhofft, die ich im ersten Teil gut hätte entbehren können. Zu groß erscheint mir auch die Gefahr, dass man bei einer schweren Angststörung oder Panikattacke mit Expositionen Dinge lostritt, die man nicht mehr beherrschen kann. Da hilft der Rat, mit einem Therapeuten weiterzumachen, wenn man alleine nicht mehr weiterkommt, in meinen Augen eher wenig. Denn – wie von Professor Hillert zutreffend dargelegt - stehen Therapeuten leider nicht auf Abruf bereit. Auch in den Kapiteln Ängsten neu begegnen und Alternativen im Umgang mit Ängsten ist mir zu vieles zu knapp angerissen.
Das Buch selbst ist gut zu lesen, schön gestaltet und mit den farblich und symbolisch abgehobenen Zusatzinformationen gut aufgebaut. Ich habe einige wertvolle Anregungen, Gedanken und Ansätze mitgenommen. Und sicherlich werden einige Angstgeschichten mit „Stark gegen Ängste“ ein gutes Ende finden. Nach meiner Einschätzung steht allerdings nicht zu befürchten, dass Heerscharen von Angsttherapeuten nachfolgend arbeitslos werden.