Bis zu den Sternen und noch viiiiiel weiter
"Ich sehe, was ich sehen will. Aber das heißt nicht, dass ich es mir einbilde."
Carla Mittmann lebt in einer namen- und damit gesichtslosen deutschen Großstadt und sitzt ihre Tage bei einem Teilzeitjob im Möbelcenter ab. Die großen Tage und Erwartungen liegen hinter ihr, sie hat sich in ihrem eintönigen und einsamen Leben eingerichtet. Einzig ihr Alter Ego Charly bringt ein wenig Abwechslung in ihr Leben - als Hobbyastrologin erstellt sie für einen fixen Kundenstamm Horoskope. Das alles soll sich ändern, als eines Tages plötzlich 10.000 Euro in einem Karton vor ihrer Tür liegen. Vielleicht hat das Schicksal doch noch was zu bieten.
Herrlich lakonisch, ein wenig satirisch und ganz besonders liebevoll beschreibt Katja Kullmann hier das Leben ihrer Protagonistin Carla. Der Name Mittmann ist Programm: Alles ist mittelmäßig, vielleicht sogar etwas unter Durchschnitt, in Carlas Leben. Da gibt es keine Familie, keine engen Freunde, keinen erfüllenden Job. Aber irgendwie ist sie okay damit. Das unterscheidet den Roman im Ton schonmal deutlich von dem thematisch ähnlich gelagerten "Geht so" der spanischen Autorin Beatriz Serrano. Man leidet nicht die ganze Zeit beim Lesen, sondern schmunzelt eher - über Carlas abgebrühtes Weltbild, ihre Kauzigkeiten, ihren leicht ironischen Blick auf das eigene Leben. Sie ist von Haus aus Wissenschaftlerin, Philosophin um genau zu sein, und so betrachtet sie auch das plötzliche Auftauchen von 10.000€ auf ihrer Türschwelle als Problem, das sich vielleicht mit Logik und Nachdenken lösen lässt. Sie ist sichtlich mit der Situation überfordert und macht... erstmal gar nichts.
Doch dann schafft sie es, das Ruder rumzureißen. Aus ihrem kleinen Nebengeschäft als Hobbyastrologin macht sie nach und nach ein richtiges Business. Sie steigt auf zum Star der Astroszene. Und doch ist alles ganz anders, als man es als Leserin vielleicht erwarten würde. Große Fragen bleiben in dem Roman ungeklärt - so wie man eben auch im echten Leben nicht immer für alles eine kausale, logische Erklärungskette bekommt. Die Sterne helfen Clara aber, irgendwie Sinn in ihr Leben zu bringen - von der Skeptikerin entwickelt sie sich selbst zu jemandem, der der Konstellation der Planeten plötzlich Glauben schenkt. Sie findet Freundschaften und beruflichen Erfolg. Eine richtige Self-Made-Woman. Es ist eine Freude, diesen Weg zu begleiten, die Beschreibungen der Kundenbesuche zu lesen, Claras Vergangenheit mit ihr herauszuarbeiten. Und zu erkennen, dass manchmal auch unglückliche Wendungen und katastrophale Ereignisse zu einem Punkt führen können, an dem alles rosig ist - und man dafür nicht mal 10.000€ braucht. Irgendwie also ein Mutmacherbuch.
Und dennoch: Auf den letzten Seiten wischt uns Katja Kullmann nochmal richtig eins aus. Oder vor allem Clara. Das Ende kam für mich so pointiert, so unerwartet, so lakonisch daher - ein Fest. Es hat einem sowieso schon großartigen Buch das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Der Roman ist eine Reflexion darüber, wie wir in unserer verwirrenden, bedrohlichen, unüberschaubaren Welt ein wenig Halt finden können, wie wir durch gemeinsame Glaubenssysteme Gemeinschaft generieren, und dass das manchmal wichtiger ist als Fakten, Zahlen und Wissen. Ich bin definitiv keine Anhängerin der Astro-Gläubigkeit - aber so nahbar, wie Kullmann hier die Bedeutung solcher Systeme für das psychische Wohlergehen der Menschen schildert, stehe ich dem allem nun etwas wärmer gegenüber. Denn irgendwie müssen wir doch alle dieses Leben navigieren.
Carla Mittmann lebt in einer namen- und damit gesichtslosen deutschen Großstadt und sitzt ihre Tage bei einem Teilzeitjob im Möbelcenter ab. Die großen Tage und Erwartungen liegen hinter ihr, sie hat sich in ihrem eintönigen und einsamen Leben eingerichtet. Einzig ihr Alter Ego Charly bringt ein wenig Abwechslung in ihr Leben - als Hobbyastrologin erstellt sie für einen fixen Kundenstamm Horoskope. Das alles soll sich ändern, als eines Tages plötzlich 10.000 Euro in einem Karton vor ihrer Tür liegen. Vielleicht hat das Schicksal doch noch was zu bieten.
Herrlich lakonisch, ein wenig satirisch und ganz besonders liebevoll beschreibt Katja Kullmann hier das Leben ihrer Protagonistin Carla. Der Name Mittmann ist Programm: Alles ist mittelmäßig, vielleicht sogar etwas unter Durchschnitt, in Carlas Leben. Da gibt es keine Familie, keine engen Freunde, keinen erfüllenden Job. Aber irgendwie ist sie okay damit. Das unterscheidet den Roman im Ton schonmal deutlich von dem thematisch ähnlich gelagerten "Geht so" der spanischen Autorin Beatriz Serrano. Man leidet nicht die ganze Zeit beim Lesen, sondern schmunzelt eher - über Carlas abgebrühtes Weltbild, ihre Kauzigkeiten, ihren leicht ironischen Blick auf das eigene Leben. Sie ist von Haus aus Wissenschaftlerin, Philosophin um genau zu sein, und so betrachtet sie auch das plötzliche Auftauchen von 10.000€ auf ihrer Türschwelle als Problem, das sich vielleicht mit Logik und Nachdenken lösen lässt. Sie ist sichtlich mit der Situation überfordert und macht... erstmal gar nichts.
Doch dann schafft sie es, das Ruder rumzureißen. Aus ihrem kleinen Nebengeschäft als Hobbyastrologin macht sie nach und nach ein richtiges Business. Sie steigt auf zum Star der Astroszene. Und doch ist alles ganz anders, als man es als Leserin vielleicht erwarten würde. Große Fragen bleiben in dem Roman ungeklärt - so wie man eben auch im echten Leben nicht immer für alles eine kausale, logische Erklärungskette bekommt. Die Sterne helfen Clara aber, irgendwie Sinn in ihr Leben zu bringen - von der Skeptikerin entwickelt sie sich selbst zu jemandem, der der Konstellation der Planeten plötzlich Glauben schenkt. Sie findet Freundschaften und beruflichen Erfolg. Eine richtige Self-Made-Woman. Es ist eine Freude, diesen Weg zu begleiten, die Beschreibungen der Kundenbesuche zu lesen, Claras Vergangenheit mit ihr herauszuarbeiten. Und zu erkennen, dass manchmal auch unglückliche Wendungen und katastrophale Ereignisse zu einem Punkt führen können, an dem alles rosig ist - und man dafür nicht mal 10.000€ braucht. Irgendwie also ein Mutmacherbuch.
Und dennoch: Auf den letzten Seiten wischt uns Katja Kullmann nochmal richtig eins aus. Oder vor allem Clara. Das Ende kam für mich so pointiert, so unerwartet, so lakonisch daher - ein Fest. Es hat einem sowieso schon großartigen Buch das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Der Roman ist eine Reflexion darüber, wie wir in unserer verwirrenden, bedrohlichen, unüberschaubaren Welt ein wenig Halt finden können, wie wir durch gemeinsame Glaubenssysteme Gemeinschaft generieren, und dass das manchmal wichtiger ist als Fakten, Zahlen und Wissen. Ich bin definitiv keine Anhängerin der Astro-Gläubigkeit - aber so nahbar, wie Kullmann hier die Bedeutung solcher Systeme für das psychische Wohlergehen der Menschen schildert, stehe ich dem allem nun etwas wärmer gegenüber. Denn irgendwie müssen wir doch alle dieses Leben navigieren.