Zwischen Sternen und Sinnsuche

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Schon ab der ersten Seite hat mich der Schreibstil von Katja Kullmann tief beeindruckt. Ihre Sprache ist warm, bildreich und voller feiner Zwischentöne – sie schafft es, mit wenigen Worten stimmungsvolle Bilder zu malen, die sich beim Lesen unmittelbar in meinem Kopf verankert haben. Besonders berührt hat mich, wie nah ich mich der Hauptprotagonistin gefühlt habe. Ihr Alltag, ihre Gedanken und die leisen wie auch intensiven Momente ihres Lebens waren für mich durchgehend nachvollziehbar und emotional spürbar. Die Stimmungen, in denen sie sich bewegt, wurden von der Autorin nicht nur beschrieben, sondern förmlich transportiert – ich habe sie miterlebt.

Thematisch hat das Buch für mich zentrale Fragen berührt, die heute aktueller denn je sind: die Suche nach Sinn, das Nachdenken über eigene Gestaltungsmöglichkeiten im Leben sowie das Ringen um Verbundenheit – mit anderen und mit sich selbst. Es war stets spürbar, dass die Hauptfigur in einer gewissen Einsamkeit lebt. Dabei blieb für mich offen, ob diese Einsamkeit eine bewusste Entscheidung war oder ob sich dahinter eine tiefere Sehnsucht nach Nähe und Zugehörigkeit verbirgt – vielleicht sogar jene Fragen, die sie sich auf ihrem Weg zur „Star-Astrologin“ stellt.

Ein Aspekt, der mich etwas irritiert hat, war die vergleichsweise knappe Darstellung ihrer akademischen Vergangenheit. Dieser Teil wirkte auf mich leicht künstlich und nicht ganz realistisch eingebettet. Gleichzeitig brachte er aber eine interessante weitere Dimension ins Spiel: die Frage nach gesellschaftlichen Deutungshoheiten, insbesondere im Hinblick auf mediale Repräsentation und Diskurse.

Das Ende schließlich – mit einem überraschenden Twist – hat mich emotional besonders bewegt. Es weckte Mitgefühl und zugleich wirft es Fragen auf: Wie wird die Protagonistin mit dieser neuen Information umgehen? Welche Folgen hat das für ihre weitere Sinnsuche? Gleichzeitig war genau dieser Twist das i-Tüpfelchen, das die Erzählung für mich stimmig und vollständig abgerundet hat.