Geheimnisse über Geheimnisse.

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ellixbooklove Avatar

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Natasha Clarke hat aufgegeben. Früher war sie mal gut in der Schule und gehörte zu den „Coolen“, doch diese Zeiten sind längst vorüber. Genau genommen seit dem Moment, in dem ihr Vater sie und ihre Mutter im Stich gelassen hat. Ohne Erklärung ist er einfach verschwunden. Und mit ihm alle Hoffnung, Freude und jeglicher Antrieb. Umso dankbarer ist sie für ihren besten Freund Mason, der mit ihr ausharrt, und auch für Elodie. Seit sie an der Highschool aufgetaucht ist, verbringt sie regelmäßig Zeit mit Natasha. Nicht weiter verwunderlich, wäre sie nicht die Person, zu der alle aufschauen, und Natasha die absolute Außenseiterin. Als sie Natasha eines Tages in einen mysteriösen Club entführen möchte, hat sie schon kein gutes Bauchgefühl. Und dieses bewahrheitet sich, denn kurz darauf dreht sich ihr Leben um 180 Grad. Sie wird des Diebstahls bezichtigt und anschließend an der Gray Wolf Academy angenommen. So rätselhaft wie ihr Name, sind auch Gebäude, Mitschüler und Unterrichtsfächer. Illusion und Realität scheinen zu verschwimmen, sodass sie schon bald nicht mehr weiß, wem sie vertrauen kann.

Ich bin ja stets ehrlich, darum werde ich es auch hier sein. Beim Klappentext war ich mir anfangs unsicher, ob die Geschichte meinen Geschmack treffen würde. Auch die fast 600 Seiten haben mich abgeschreckt. Aber der Titel, das Thema Zeitreisen und der Farbschnitt haben mich so angezogen, dass ich dem Buch einfach eine Chance geben MUSSTE.
Und ich bin froh, mich dafür entschieden zu haben - zumal es in der Geschichte selbst um lebensverändernde Entscheidungen geht. Damit haben wir die perfekte Überleitung zum Geschehen.
Ich brauchte eine ganze Weile, um Zugang zur Protagonistin zu finden. Ihre Launen konnte ich nicht immer nachvollziehen und war manchmal genervt davon. Im Laufe der Handlung habe ich sie aber immer besser verstehen können und später sogar wirklich lieb gewonnen. Auch wenn ich zwischendurch mal wieder das Gefühl hatte, sie könne sich selbst nicht treu bleiben. Diese charakterschwachen Momente lassen sich aber vielleicht mit dem Einfluss der Akademie begründen. Denn an sich verkörpert sie für mich eine starke Frau, die ihren Wert kennt und für diesen kämpft.
Braxton hingegen hatte mein Herz von seinem ersten Auftauchen an. Egal welche Geheimnisse und Gerüchte sich um ihn ranken, auf mich wirkte er stets liebenswert, hilfsbereit und aufopferungsvoll. Weswegen ich Natashas Misstrauen ihm gegenüber nur bedingt nachvollziehen konnte.
Die Idee einer Zeitreisendenakademie auf einer Felseninsel fand ich spannend, deren Umsetzung aber nicht allzu gut gelungen. Mir fehlten einige Beschreibungen, um mir die Gestaltung der Räume noch besser vorstellen zu können. Auch das Prinzip des Zeitreisens hat sich mir nicht vollständig erschlossen. Gleiches gilt für manche Handlungsstränge, die entweder zu kurz abgehandelt, oder nur angerissen wurden. Sicherlich bieten offene Fragen den Anreiz, auch die folgenden Bände lesen zu wollen, aber bei der Seitenzahl wären ein paar mehr Erklärungen und Rätsellösungen machbar gewesen. Zumal immer mehr Geheimnisse hinzugekommen sind.
Die Charaktere bleiben ebenfalls größtenteils ein Mysterium. Zu einem gewissen Grad trägt das zum Spannungserhalt bei, aber ich weiß Leserin auch gerne mal, woran ich bin. Letztendlich bin ich sehr überfordert zurückgeblieben. Es ist viel passiert, und gleichzeitig auch nicht. Die wichtigen Eckpunkte der Geschichte kann ich an einer Hand abzählen. Und über Natashas Vergangenheit, die laut Klappentext ein Kernelement der Handlung sein sollte, weiß ich bisher fast nichts. Daher bin ich definitiv neugierig auf Band 2, werde aber vermutlich von der Seitenanzahl abhängig machen, ob ich ihn lesen werde.
Was mich zumindest zu großen Teilen fesseln konnte, war die Liebesgeschichte. Die hat mich echt gerührt.
Eine letzte, wichtige Anmerkung: die Triggerwarnung ist gut, wäre zu Beginn der Geschichte allerdings sinnvoller gewesen als im Anschluss.

Fazit: Ich bin hin- und hergerissen. An sich haben Plot und Charaktere wahnsinnig viel Potenzial, doch dieses wurde in diesem Band trotz der hohen Seitenzahl zu wenig ausgeschöpft. Ich hoffe auf mehr gelüftete Geheimnisse in Band zwei und kann mir vorstellen, euch die Trilogie später als Ganzes zu empfehlen. Bisher bin ich noch nicht ganz überzeugt.