Leider mehr Schein als Sein

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martinasuhr Avatar

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Allein für die Optik dieses Buches würde ich gern volle Punktzahl vergeben. Der Verlag hat nicht zu viel versprochen; das Buch ist optisch eine Augenweide und der Schutzumschlag fühlt sich unglaublich gut unter den Fingern an. Wirklich gelungen. Allerdings hat das – zusammen mit dem geheimnisvollen Klappentext – meine Erwartungen extrem hinaufgeschraubt.
Voller Enthusiasmus habe ich mich in die Geschichte gestürzt, habe mich einnehmen lassen, mich Seite um Seite tiefer hineinbegeben. Doch leider kam schnell der Punkt, an dem für mich klar war, wie der Hase läuft. Die Story ist, wenn jetzt im zweiten Teil nicht noch die Megaüberraschung auf uns wartet, dermaßen seicht gestrickt. Junge Leser wird das vielleicht nicht stören, ebenso wenig wie die in sich unstimmige Protagonistin. Eine amerikanische Highschool-Schülerin aus armen Verhältnissen mit einem Faible für Mode und ausgefallene Klamotten soll vom Wissen her mit den größten Kunstkennern konkurrieren können und sämtliche europäischen Gemälde beim Namen nennen, sie beschreiben und auch ihre Erschaffer samt Vita auswendig aufzählen können? Generell wurden eine Unzahl an Klischees zusammengewürfelt um sowohl den aktuellen Marktanforderungen als auch dem Genre gerecht zu werden. Von den vielen unsinnigen Ungereimtheiten die Zeitreise betreffend will ich gar nicht erst anfangen. Man hat das Gefühl, es wurde weniger auf Sinn und Logik geachtet, als vielmehr darauf, dass es irgendwie in die Handlung passt.
Das ist sehr schade, denn die Idee hinter diesem Roman ist grandios. Nur leider wurde das Potenzial nicht ausgeschöpft. Tatsächlich überlege ich noch während ich diese Worte tippe, wie ich dieses Buch bewerte. Wenn man nichts hinterfragt, alles als gegeben annimmt und auch mit wenig tiefschürfenden Figuren kein Problem hat, wird man dieses Buch sicher sehr gern haben. Auch ich bin noch hin- und hergerissen, ob ich den zweiten Teil noch lesen werde, denn die viele Kritik, die ich übe, würde nahelegen, dies nicht zu tun, andererseits bin ich neugierig, ob die Autorin tatsächlich so einfach gestrickt ist und man nach etwa 100 Seiten sämtliche Wendungen vorhersehen kann, oder ob sie einen aufs Glatteis führt und im nächsten Band nun doch noch mit einem Kracher aufwartet. Tatsächlich lässt mich dieser Auftakt mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Ich hatte mir so viel erhofft, was leider enttäuscht wurde, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass bei all den Mythen und Geheimnissen, um die sich die Geschichte ranken, nichts mehr kommen soll, was mich doch noch vom Hocker hauen wird.
In jedem Fall würde ich jedem raten, sich selbst ein Bild zu machen und zu schauen, ob ihm dieses Buch liegt oder nicht – denn Geschmäcker und Anforderungen sind unterschiedlich.