Einblick in die Gefühle der Protagonisten

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Ein acht Monate zurückliegender Fall wird von der Frankfurter Polizei neu aufgerollt. Eine vierköpfige Familie, darunter zwei kleine Kinder, wurde brutal und eiskalt ausgelöscht. Jetzt stellt sich die Frage, ob der inhaftierte vermeintliche Täter wirklich schuldig ist, oder ob hier ein Unschuldiger verhaftet wurde. Zeitgleich wird ein Polizist unter mysteriösen Umständen erschossen, ein beliebter Kollege von Emilia Capelli und Mai Zhou. Die beiden Kommissarinnen, die sich nicht so ganz gut verstehen, ermitteln in beiden Fällen und gehen bis an ihre Grenzen.
Für mich ist "Sterbegeld" von Judith Winter das erste Buch dieser Autorin, das ich gelesen habe. Und es wird nicht das letzte sein! Die beiden Handlungsstränge in diesem Buch sind spannend und flüssig geschrieben, es gibt kaum Längen außer vielleicht Ende der ersten Hälfte des Buches. Hier ließ die Spannung etwas nach, um aber in der zweiten Hälfte nochmal so richtig aufzuleben. Außergewöhnlich fand ich, dass die Autorin die Gedankengänge der handelnden Personen niederschreibt, das kannte ich so noch nicht. Auch so manche Selbstgespräche kann man hier lesen, da habe ich mich schon mal gefragt: Führt eigentlich jeder Mensch Selbstgespräche? Ich glaube eher nicht, von daher fand ich das etwas überzogen. Andererseits versteht man natürlich die Beweggründe für einige Aktionen sehr viel besser und auch die Gefühle und Beziehungen untereinander werden klarer. Sehr gut hat die Autorin das Misstrauen und den Argwohn unter den Kollegen thematisiert, die aufgeladene Atmosphäre war für den Leser greifbar. Das Ende kam für mich dann doch etwas überraschend, aber das macht ja einen guten Krimi aus, dass man bis zum Schluss im Unklaren über das Ende ist.
Das Cover und auch der Titel haben mich nicht so ganz überzeugt, beides finde ich nicht besonders treffend oder passend. Trotzdem kann ich dieses Buch mit gutem Gewissen weiter empfehlen.