Zwei Fälle, nur einer zufriedenstellend gelöst

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marcello Avatar

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In "Sterbegeld" erhält die Notrufzentrale den Anruf eines kleinen Jungen, doch als die Polizei eintrifft ist die vierköpfige Familie ausgelöscht. Acht Monate später wird eine Sonderkommission der Polizei erschüttert. Ein Kollege wurde auf Grund einer undichten Stelle in dieser Einheit kaltblütig ermordet. Als Außenstehende erhalten Mai Zhou und Emilia Capelli den Auftrag den Maulwurf zu ermitteln. Um dennoch den Schein zu wahren, widmen sie sich zusätzlich dem Fall der ermorderten Familie, der neu aufgerollt wird, weil sich die Beweislage gegen den damals verhafteten Mann als lückenhaft herausstellte.
Die Reihe um die toughen und vor allem sehr verschiedenen Ermittlerinnen Mai Zhou und Emilia Capelli hat mir bisher sehr viel Spaß und Spannung bereitet. Besonders hat mich gefreut, dass das starke Auftaktniveau durch den zweiten Band absolut bestätigt werden konnte. In "Sterbegeld" habe ich nun die Hoffnung gesetzt, dass ich endlich mal die 5 Sterne vergeben darf!
Diesmal werden dem Leser direkt zwei Fälle präsentiert. Beide sind gut und spannend konstruiert: die internen Ermittlungen sind sicherlich noch interessanter, weil auch die vom Klappentext versprochene persönliche Herausforderung für die beiden Ermittlerinnen eingehalten wird. Vor allem Capelli ist stark in diese Geschichte eingebunden und so bieten sich für den Leser einige Momente, in denen man ihre verletzliche Seite ergründen kann. Aber der Mord an der vierköpfigen Familie ist natürlich auch hervorragend geeignet, weil alleine die Brutalität, die dahinter steckt das Motiv und die Ermittlungen so spannend gestalten.
Während sich die interne Ermittlung wunderbar zum Höhepunkt pirscht, mit einem Knall endet und den Leser atemlos zurücklässt, kann die Auflösung um den Mord an der vierköpfigen Familie nicht überzeugen. Es wird zwar rein äußerlich alles gelöst, aber die Nachwirkungen und alles, was dazu gehört, hat mir total gefehlt. Dadurch bleibt leider der bittere Beigeschmack, dass die zwei parallel gestalteten Fällen offensichtlich zu viel Stoff für einen 400-Seiten Krimi war, um den Leser vollends überzeugen zu können. Während ich bis zur Seite 400 wirklich sehr, sehr zufrieden war, waren die letzten 60 Seiten leider für die Tonne.
Mich freut aber, dass die Beziehung zwischen Capelli und Zhou weiter voran gebracht wird, zwar sehr, sehr langsam, aber das Ende schweißt die beiden stark zusammen, so dass man für den vierten Band einen weiteren Riesenfortschritt für ihre Beziehung erwarten kann. Wenn die beiden nur noch enger zusammen arbeiten könnten, in "Sterbegeld" lief einiges doch wieder auseinander. Das war zwar storytechnisch absolut logisch, aber gewünscht hätte ich es mir dennoch anders.
Fazit: "Sterbegeld" hat die 5 Sterne leider nicht verdient. Dafür hat man die zwei großen Fälle mit Riesenpotenzial nicht sauber genug zu Ende erzählt. Es wurde einfach versucht viel in wenig Seiten zu stecken, das geht eben nicht immer gut. Aber die gute Nachricht bleibt: mit erneut vier Sternen kann ich die Reihe rund um Capelli und Zhou wirklich nur jedem ans Herz legen!