Brillant und spannend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
bücherfreund99 Avatar

Von

‚Willkommen in der Abteilung für hoffnungslose Fälle und verlorene Seelen!‘ In diese Abteilung der Polizei wird die Kriminalkommissarin Leo Asker versetzt, die von deren Existenz bisher nichts gewusst hatte. Von ihren ehemaligen Kollegen, mehrheitlich Neider und auf ihre Karriere bedachte Streber, wurde sie gemobbt und schließlich von dem aktuellen Entführungsfall abgezogen. Somit tritt sie ihren Dienst in der ominösen Abteilung im Keller des Polizeireviers an, die sinnigerweise im Stockwerk ‚minus eins‘ liegt. Die neuen Kollegen wirken, als wären sie hier unten dienstlich entsorgt‘ worden, und sind alle reichlich skurril. In den Unterlagen ihres krankgeschriebenen Vorgängers entdeckt Leo Hinweise, die auf einen Zusammenhang mit dem aktuellen Entführungsfall schließen lassen. Sie ermittelt auf eigene Faust und versucht, die Puzzlestücke zusammenzuführen, und landet bei Anhängern der ‚Urban Exploration‘, kurz ‚Urbex‘, die der Faszination von Lost Places, also verfallenen Orten wie alte Militär- oder Fabrikanlagen, nachgehen. Vergessene, dunkle und geheimnisvolle Plätze, deren Verfall in den Augen der Urbexer eine große Anziehungskraft besitzt und dem Roman eine faszinierende Kulisse bietet. Das zweite Thema, das der Autor geschickt in die immer spannender werdende Handlung einbaut, ist die Welt der Modelleisenbahn. Auf der Anlage eines Vereins tauchen plötzlich nach und nach kleine Figuren auf, die Ähnlichkeit mit vermissten Personen aufweisen. Vor diesen beiden Kulissen nimmt die Handlung schnell Fahrt auf und obwohl der Leser sich mit einer Vielzahl von Personen zurechtfinden muss, die auch immer wieder in Rückblenden dargestellt werden, behält er stets den Überblick. Dies fördert Anders de la Motte durch eine klare, prägnante Sprache und eine überaus gelungene Rhythmisierung: Die Kapitel sind nicht zu lang und man fühlt sich meist ermutigt, noch ein weiteres Kapitel dranzuhängen. Mit all diesen Mitteln erzeugt de la Motte eine durchgängige Spannung, die den Leser durch den Roman trägt. Einer der bemerkenswertesten Krimis, den ich in der letzten Zeit gelesen habe.