Die Zeugin

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buecherfan.wit Avatar

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Die Leseprobe aus "Stimmen in der Nacht" beginnt mit einem Prolog. Literaturdozentin Emma Greene hört in der Nacht Stimmen im Garten, die ihre 5jährige Tochter Maggie beim Einschlafen stören. Sie erkennt drei ihrer Studenten auf ihrem Grundstück, den überaus unsympathischen Kyle Caldwell, seinen Freund Jacob und ein Mädchen, dessen Namen sie nicht mehr weiß. Alle drei sind sehr durchschnittliche Studenten, und Emma Greene denkt frustriert an ihren mangelnden Mut und die faulen Kompromisse die sie eingeht, um sich Ärger zu ersparen, genauso wie es auch ihre Kollegen machen. Keiner wagt es - besonders bei Studenten aus reichem Haus -  schlechte Noten zu vergeben. Darüber hinaus hält Emma den arroganten jungen Kyle für einen Dieb, ohne etwas beweisen zu können. 

In dieser Nacht eskalieren die Dinge sehr schnell. Die jungen Leute verschaffen sich unter einem Vorwand Zugang zum Haus, und Emma erwischt Kyle bei einem Diebstahl. Sie droht mit der Ehrenkommission, und das wird Kyle den Collegeabschluss kosten. Kyles Freund Jacob versucht zu vermitteln, und dann kommt es offensichtlich zu einer Bluttat, die die 5jährige Maggie mit ansieht. Sie flieht durch das Fenster.

Zehn Jahre später ist Maggie wegen ihrer  wiederkehrenden quälenden Albträume erneut in Behandlung bei ihrem Therapeuten. Er lässt sie immer wieder ihre Träume und die Ereignisse der Mordnacht bescheiben. Der Therapeut möchte den ganzen Traum hören. "Die ganze Wahrheit, und nichts als dier Wahrheit." (S.31-32). Am Schluss steht der verstörende letzte Satz: "Maggie hatte nie jemandem die ganze Wahrheit erzählt." ('S. 32)

An dieser Stelle wundert sich der thrillererfahrene Leser. Eigentlich scheint doch alles klar auf der Hand zu liegen. Das Kind wird Zeugin eines Mordes und kann die Täter beschreiben. Der Leser kennt sie, und er kennt auch ihr Motiv. Sie wollen um jeden Preis verhindern, dass die Dozentin ihnen den Collegeabschluss vermasselt. Aber ist das schon die ganze Wahrheit? Anscheinend ja nicht, sonst gäbe es diesen Roman nicht. Der Leser ist neugierig, wie es weitergeht. Sind die Studenten verurteilt worden? Was ist mit der Zeugin Maggie außer der offensichtlichen Traumatisierung durch die Ermordung ihrer Mutter? Ein spannender Romananfang, der sich gut liest.