Stimmen in der Nacht

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Die Träume kommen wieder, die Träume in denen sie in den dunklen Wald flüchtet, flüchtet vor den Bildern in ihrem Kopf….und sie ist doch erst fünf Jahre.
Die fünfzehnjährige Maggie muss sich wegen dieser Träume erneut in psychotherapeutische Behandlung geben. Träume die ihren Ursprung in einer Gewalttat von vor neun Jahren haben. In einer Mainacht, in der Maggie und ihre Mutter, die Literaturprofessorin Emma Greene am hiesigen College, allein in ihrem abgelegenen Haus sind, betreten drei Studenten unangemeldet das Grundstück und später das Haus, nur Augenblicke später passiert etwas so grauenhaftes, dass Maggie auch Jahre später noch Alpträume beschert.
Ich bin nach dem Lesen des Klappentextes und der Leseprobe mit ganz anderen Erwartungen an dieses Buch herangegangen. Aber die Autorin überraschte mich mehrmals mit geschickten Wendungen. Auch wenn ich im Nachhinein etliche Reaktionen, fast aller Protagonisten, als überzeichnet empfinde, vielleicht ist oder war es Absicht, um den Leser immer wieder in Denkfallen zu stürzen. Es war nicht der Thriller/ Krimi den ich erwartet habe, trotzdem hat mich der Schreibstil sofort für sich eingenommen. Störend empfand ich nur die immer wieder kehrenden Hinweise auf rhetorische Stilmittel in ihren Originalsprachen. Man neigt natürlich, mit solchem Fachwissen im Hintergrund, dazu dieses auch ständig anzubringen. Bei einer wissenschaftlichen Veröffentlichung von Texten ist das sogar notwendig, in einem Roman empfinde ich dies als zu dick aufgetragen.
Nach einigen Minuten Leseabstand fällt mir ein, was ich noch vermisste: Einen „dreidimensionalen“ männlichen Protagonisten. Die weiblichen Akteure waren interessant, vielschichtig und aus mehreren Perspektiven dargestellt, das fehlt fast gänzlich bei den männlichen Akteuren, die entweder nur auf ihre gewalttätigen Exzesse reduziert sind oder ansonsten irgendwie farblos wirken.
Ein atmosphärisch dicht geschriebener Roman mit interessanten, vielschichtigen weiblichen Protagonisten und einer Geschichte die jederzeit und überall geschehen könnte und das macht die eigentliche Brisanz dieses Buches aus.