Stimmen in der Nacht

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regenprinz Avatar

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Dies war das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe, und es hat mir gut gefallen. Unter "Thriller" würde ich es allerdings nicht einordnen, denn auf die entsprechende Spannung ist es gar nicht angelegt. Es ist für mich ein Roman, der vor allem dem Thema "Wut" auf der Spur ist und den psychosozialen Folgen, wenn die Wut in Gewalt umschlägt. Die Figuren sind vielschichtig und ich konnte ihre Gedanken und Gefühle beim Lesen gut nachvollziehen, auch wenn sie mir nicht alle sympathisch waren (sollten sie wohl auch gar nicht), sie sind so "normal" wie andere Menschen. Doch manchmal passiert in Sekunden etwas, das ein ganz normales Leben völlig auf den Kopf stellt ...

Meine Ahnung nach der Leseprobe, dass der Tathergang vermutlich anders ist, als es zunächst den Anschein hat, bestätigte sich im Laufe des Buches. Die große Überraschung war es für mich also nicht, aber ich finde es dennoch sehr geschickt, wie die Autorin das Ganze bis dahin geschildert hat. Von den Figuren hat Maggie mich am meisten berührt, ihre Entwicklung zu verfolgen, ihre Beweggründe zu verstehen, fand ich am spannendsten zu lesen. Aber auch einige der Nebenfiguren, wie z.B. der Schulpolizist, sind interessante Charaktere und es hat mir gut gefallen, dass Laura Brodie ihnen entsprechend Platz in der Geschichte einräumt. Die Verknüpfungen aller ergeben so am Ende das Bild einer typischen amerikanischen Kleinstadt mit all ihren Zwängen, Engstirnigkeiten und Falschheiten. Alltag und Normalität eben. Das Buch erzählt im Grunde davon, wie eine plötzliche Gewalttat diesen Rahmen sprengt und was eigentlich hinter den Kulissen passiert.

Fazit: Präzise beobachtet, klar und flüssig geschildert und eine für mich unerwartet sozialkritische Betrachtungsweise.