Schöne queere Romcom

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oberaffengeil Avatar

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Stolen Kisses ist eine queere Romcom, die in Berlin spielt. Wir lernen Jannis und Kai kennen, die sich eigentlich für einen One-Night-Stand treffen, sich dann aber doch verlieben. Kai hat es als ungeouteter Mann mit konservativem Elternhaus schwer, sich offen auszuleben und zusätzlich geraten die beiden bzw. ihre Familien in einen professionellen Wettstreit.

Eine Stärke des Romans sind auf jeden Fall die Figuren und die Dialoge. Die Figuren sind recht schnell schön ausgearbeitet und haben alle kleine Eigenheiten und wachsen mir als Leserin schnell ans Herz. In ihren Dialogen begegnen sie sich mit viel Witz und Charme. Besonders Jannis' Freundeskreis ist vielschichtig und stark aufgebaut. Schön fand ich auch, dass hier ein nicht toxischer männlicher Freundeskreis abgebildet wird, der sich gerne in den Arm nimmt und über Gefühle spricht.

Trotz der leichten Erzählweise, behandelt der Roman auch schwierige Themen wie Zwangsoutings und mentale Gesundheit. Obwohl die Handlung in einem aufgeklärten Land im Jahr 2023 spielt, ist es nicht für alle Menschen selbstverständlich, ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen. Der Roman führt vor Augen, dass eine sichere Umgebung dafür essenziell ist.

Die erste Begegnung zwischen den Hauptfiguren wird immer mal wieder, passend zur Handlung, in Rückblenden erzählt. Diese zählen für mich ganz klar zu einer weiteren Stärke. Sie sind mit einer schönen Leichtigkeit geschrieben und helfen uns Leser*innen die Chemie zwischen den beiden besser nachvollziehen zu können.

Zwischen den Dialogen wirkt die Handlung leider machmal sehr gehetzt, als wollte der Autor schnell wieder zu den stärkeren Unterhaltungen oder dramatischen Momenten zurückkehren. Gerade in der zweiten Romanhälfte war das oft der Fall, damit wirkte das Ende dann auch etwas überstürzt. Der Roman hat auch einen starken Fokus auf Safe Spaces und mentaler Gesundheit, in der Auflösung fehlte mir auch hier der Tiefgang, so hat eine der Figuren Panikattacken, die einfach von selbst aufhören. Eine solche Darstellung finde ich etwas fahrlässig, schöner fände ich es, wenn das zumindest noch mal mit einem Paragraph aufgearbeitet würde.

Stellenweise hatte ich das Gefühl, der Autor sei von einem bekannten Hersteller von Nuss-Nougat-Creme gesponsort, so oft fiel der Markenname. Das bringt mich eher zum Schmunzeln und ich finde es nicht weiter schlimm.

Da der Fokus des Buches aber auf der Liebesbeziehung von Jannis und Kai beruht, empfehle Stolen Kisses trotz einer leichten Oberflächlichkeit allen, die zwischendurch eine lockere Romcom lesen wollen. Wer Trigger hat, sollte die abgedruckten Warnungen auf jeden Fall vorher checken.

Ich habe das Rezensionsexemplar als Ebook vom Piper Verlag und Netgalley zur Verfügung gestellt bekommen. Meine Meinung und Bewertung sind meine eigenen.