Wenig Austen

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throughmistymarches Avatar

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Graphic Novels sind absolutes Neuland für mich, daher hatte ich mich sehr gefreut, eines meiner absoluten Lieblingsbücher als solche zu lesen. Leider konnte mich das Ganze nicht überzeugen. „Stolz und Vorurteil“ wird dabei ausschließlich auf die Lovestory reduziert (hätte ich mir irgendwie denken können, da mit „dem ultimativen Bookboyfriend Darcy“ geworben wird). Das ist sehr schade, denn Austens Gesellschaftskritik, ihr Gespür für Sprache und ihr ganz fabelhafter Wortwitz gehen dabei gänzlich verloren. Mir ist klar, dass es nicht einfach ist, sprachliche Feinheiten in Graphic Novels ebenso zu transportieren wie in einem klassischen Roman, aber ich hätte mich gefreut, wenn die Autor:innen es wenigstens versucht hätten.

Viel mehr gestört haben mich aber andere Dinge. Ein Großteil der Szenen und Darstellungen sind mehr oder weniger Eins-zu-Eins Kopien der Verfilmung aus dem Jahr 2005. Regisseur Joe Wright hat bekanntlich an einer Kunsthochschule studiert, was sich sehr stark an seiner Bildkomposition bemerkbar macht. Das eignet sich natürlich auch gut für Illustrationen, aber wo bleibt da die Originalität? Was mich sehr irritiert hat sind die Übergänge. Manchmal gibt es einfach keine – ist das normal bei Graphic Novels? Ich kenne die Geschichte natürlich sehr gut und habe die Zusammenhänge trotzdem verstanden, aber wie ist das bei Austen-Neulingen?

Wirklich positiv hervorheben kann ich nur die detailliert und liebevoll gestalteten Zeichnungen; auf die Schnörkelschrift in den Briefen hätte ich auch gut verzichten können, eher unangenehm zu lesen.