Ein leises Buch mit großer Wirkung

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Strandgut von Benjamin Myers erzählt von Bucky, einem 70-jährigen Soulsänger, der seit dem Tod seiner Frau zurückgezogen in Chicago lebt. Sein ständiger Begleiter: quälende Hüftschmerzen und Opiate, meist in Kombination mit Alkohol. Als er überraschend eine Einladung zu einem Festival im englischen Scarborough erhält, verlässt er das erste Mal seine Heimat und reist ans Meer. Dort trifft er auf Dinah, eine Frau, deren Leben ebenfalls aus dem Gleichgewicht geraten ist. Was als flüchtige Begegnung beginnt, entwickelt sich zu einer stillen, tröstenden Geschichte über Nähe, Verlust und das, was auch spät im Leben noch möglich ist.

Die Geschichte entfaltet sich ruhig und mit einer feinen, zurückhaltenden Kraft. Benjamin Myers schreibt atmosphärisch dicht, sprachlich präzise und voller Gefühl. Die Handlung lebt von Zwischentönen und dem, was unausgesprochen bleibt, getragen von einer Bildsprache, die leise wirkt und dennoch viel sagt. Besonders die beiden Hauptfiguren wachsen einem durch ihre Brüche, Zweifel und Schwächen ans Herz. Sie sind nie überzeichnet, sondern tief menschlich.

Strandgut ist ein feinfühliger Roman über Trauer, Sucht und den Mut, loszulassen. Aber auch über das Weiterleben, das Sich-Wiederfinden und den Trost, der in neuen Begegnungen liegen kann. Ein stilles Buch, das zeigt, dass es nie zu spät ist, etwas Neues zu wagen und dass sich dieser Weg lohnen kann.

Übersetzt aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence.