Leider eher enttäuschend

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jens1991 Avatar

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Bucky hat vor einem Jahr seine Frau verloren und lebt seither in Trauer und Ausweglosigkeit. Der Siebzigjährige war in seiner Jugend Soulsänger und hatte einen einzigen großen Hit. Als er plötzlich eine Einladung nach Scarborough in England erhält, um dort ein Konzert zu geben, das erste seines Lebens, beschließt er kurzerhand zu reisen. In England trifft er auf Dinah, deren Leben ebenfalls von Trostlosigkeit geprägt ist, die aber in der Soulmusik immer wieder neue Kraft findet. Zwischen den beiden entsteht eine Freundschaft, die ihnen Halt gibt und sie einander zu einer wichtigen Stütze werden lässt.

Mit “Strandgut” legt Benjamin Myers seinen neuen Roman vor. Er erzählt von Trauer, Schmerz, Verwahrlosung sowie Drogen- und Alkoholmissbrauch, aber auch von Hoffnung und menschlicher Nähe. Die beiden Hauptfiguren wirken wie Strandgut, vom Leben gezeichnet und an Land gespült. Das Meer spielt im Verlauf der Handlung jedoch kaum eine Rolle, und auch die Erzählung selbst bleibt eher dünn. Die Sprache ist melancholisch und oft überladen, was nicht immer zur Schlichtheit der Geschichte passt. Diese überladenen Schilderungen beeinträchtigen nicht nur den Lesefluss, sondern verwässern auch den erzählerischen Fokus. Die deutsche Übersetzung von Werner Löcher-Lawrence ist hingegen gut gelungen. Insgesamt konnte mich “Strandgut” aber nicht wirklich überzeugen und bleibt deutlich hinter Werken wie “Offene See” zurück.