Musik, Schmerz und verlorene Nähe

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vasensa Avatar

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Neben der starken Grundidee spricht mich auch das schöne Buchcover mit Strand und Meer sofort an. Es verspricht eine ruhige, atmosphärische Geschichte voller Sehnsucht: Ein fast vergessener Soul-Sänger aus Chicago wird nach England eingeladen und entdeckt dort überraschend eine kleine, leidenschaftliche Fangemeinde. In Scarborough trifft Earlon “Bucky” Bronco auf Dinah, seine Gastgeberin – eine Frau, die sich in familiären Konflikten und einer unbefriedigenden Ehe verloren hat. Beide tragen ihre Wunden, beide sehnen sich nach etwas Echtem.
Bucky hingegen ist vom Alter gezeichnet. Er hat chronische Schmerzen, ist abhängig von Opioiden und trägt schwer am Verlust seiner Ehefrau, die er im Jahr zuvor verloren hat. Der Aufenthalt in England bringt ihn in eine Welt voller Musik und Menschen, die ihn bewundern – doch innerlich bleibt er zerrissen.

Der Roman setzt stark auf Atmosphäre und Sprache: Buckys innere Monologe sind poetisch, seine Beobachtungen der Welt sehr detailreich und bildhaft. Doch genau das wurde für mich zur Hürde. Weder zu Bucky noch zu Dinah konnte ich eine echte Verbindung aufbauen. Ihre langsam entstehende Beziehung wirkte für mich eher konstruiert als natürlich.
Hinzu kommt, dass sich bestimmte Passagen inhaltlich unnötig wiederholen, und die Handlung an vielen Stellen etwas langatmig geraten ist. Was eigentlich tiefgründig und berührend sein sollte, fühlte sich für mich stellenweise eher zäh und distanziert an.
Ein stiller, feinfühlig erzählter Roman mit großem Potenzial – doch für mich blieb er leider emotional zu blass. Ich wollte mitfühlen, mitgehen, bewegt werden, das hat Myers neuer Roman bei mir leider nicht so geschafft wie erhofft.