Soul und Verzweiflung

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reiseweise Avatar

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Earlon „Bucky“ Bronco ist ein gealterter, kranker Soulsänger aus Chicago. Seine Frau ist gestorben und gesungen hat er seit Jahrzehnten nicht mehr, als sein einziger großer Hit veröffentlicht wurde. Doch dann wird er überraschend zu einem Soul-Festival nach Yorkshire eingeladen - und fliegt kurzentschlossen hin. Dort angekommen, muss er sich seinen Depressionen ebenso stellen wie seiner Opioidsucht, doch er findet auch neue Hoffnung.

Benjamin Myers zeichnet ein sehr deprimierendes Bild des englischen Nordens: Verfallende Städte, bevölkert von gescheiterten Existenzen und Alkoholikern. Einziger Lichtblick ist das Soul-Festival. Die Beschreibungen der Atmosphäre sind sehr lyrisch, oft etwas zu blumig, und sowohl bei Bucky als auch Dinah, der zweiten Protagonistin des Romans, wird viel Zeit darauf verwendet, ihre schlimme Situation darzustellen. Die Beschreibungen von Buckys Entzugserscheinungen nehmen sehr viele Seiten ein. Die hoffnungsvollen Passagen sind kürzer, haben mich aber mehr abgeholt. Was teilweise gestört hat, waren einige holprige Übersetzungen - so wurde z.B. aus dem geläufigen englischen Schimpfwort „utter prick“ der „völlige Penis“, was überhaupt nicht passt. Insgesamt ein Buch, das man mag, wenn man Benjamin Myers mag.