Späte Würdigung
Spät und unerwartet erfährt der vom Leben hart gebeutelte Bucky plötzlich eine Wertschätzung, mit der er nicht gerechnet hatte, auf die er auch nie gewartet hat. Er ist ein bescheidener Mann, ein anständig gebliebener, den ich im Lauf der ersten Seiten bereits in mein Herz schloss. Er glaubt es bis zuletzt nicht - dass er wirklich in England eine Art Kultstatus hat. In seiner Heimat kennt ihn niemand und er kämpft sich von Tag zu Tag stoisch durch das, was man Leben nennt. Die Reise scheint für ihn eine Art Rettung oder Flucht zu sein, denn schlechter als jetzt kann es eigentlich nicht mehr werden. Es liegt nahe, dass er ohne diesen Brief aus England weiter in tiefer Trostlosigkeit versunken wäre. Die Trauer wird durch Benjamin Myers derart schmerzvoll beschrieben, dass man beim Lesen fast physisch den Schmerz spüren kann. Und dennoch gibt es so viel Würde, Bescheidenheit und Anstand in dieser Figur, dass man all die Leiden von Anfang an mit einem Gefühl der Liebe und Hoffnung liest. Das gelingt Myers mit seiner Sprache, die mich begeistert hat. In der teilweise trivialen Tragik findet er ein Bild, dass ich als Leserin als entlarvend vertraut empfand. Bucky ist tapfer und elend zugleich und bewundernswert frei von Selbstmitleid. Ich habe dieses Buch als kurzweilig und unheimlich spannend empfunden. Es liest sich so weg. Ich habe mitgelitten, viel gelacht und vor allem genossen, wie wunderbar der Autor schreibt. Das schafft so mancher Kinofilm nicht, dass man die Möwe und das Meer riecht und hört und bewundert und verabscheut und alles gleichzeitig!