Tiefgründig, aber auch langatmig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lechat Avatar

Von

Auf Benjamin Myers neuen Roman "Strandgut" hatte ich mich sehr gefreut, ich kannte und schätzte schließlich bereits "Offene See". Zudem gibt es kaum ein eine schönere Cover-Gestaltung als diese, auch wenn der Aufkleber mit Hinweis auf den vorherigen Roman stört. Der Klappentext verspricht einen tiefsinnigen Roman mit sich entwickelten Hauptcharakteren, so dass ich als Leserin mit Freude und Neugierde dieses Buch in die Hand genommen habe.
Bucky, stark vom Leben gezeichnet und medikamentensüchtig, wird nach England - genauer, nach Scarborough, eingeladen, um seine wenigen Songs aus längst vergangenen Zeiten zu singen. Zu Buckys Überraschung werden diese nämlich in England noch gern gehört. Dinah, die diese Reise und den Auftritt organisierte und Bucky nahezu vergöttert, fristet selbst ein ziemlich trauriges Leben mit einem ihr mittlerweile verhassten Ehemann und einem Sohn, für den sie ebenfalls keine Liebe mehr empfinden kann.
Wie zu vermuten ist, verändern die (mehr oder weniger) gemeinsamen Tage beide Protagonisten zum Positiven.
Der Roman ist in drei lange Abschnitte mit jeweils etlichen Absätzen gegliedert, sprachlich versetzt Myers den Lesenden in die Gefühlswelt und das Erleben von Bucky und Dinah. Qualitativ hochwertig, aber leider immer mal wieder durch Wiederholungen etwas langatmig und - was mich persönlich gestört hat - die Thematik des kalten Entzugs, die meiner Meinung nach zu viel Raum im ganzen Roman eingenommen und die sich entwickelnde Geschichte ausgebremst hat.
Letztendlich ein interessanter Roman auf hohem sprachlichen Niveau (mit kleinen Abstrichen), zudem ein auch äußerlich wunderschönes Buch!