Von der Sprache getragen

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“Trauer ist der Preis der Liebe” (S. 79)
Dieses kurze Zitat ist eigentlich schon ausreichend, um das Kernthema des neuen Romans von Benjamin Myers zusammenzufassen.

Bucky ist Musiker, der seiner Karriere beraubt wurde. Ein paar Songs hat er veröffentlicht, bevor seiner Familie Unrecht widerfahren ist, und Bucky seitdem seine eigenen Lieder nie wieder gesungen hat. Seine Frau war stets der Halt in seinem Leben, der ihm nun seit ihrem Tod fehlt. Er hat sich nie als Berühmtheit gesehen, umso überraschter ist er, als er zu einem Musik Festival nach Scarborough eingeladen wird. Dort steht ihm Dinah zur Seite die nicht müde wird zu betonen, wie groß sein Bekanntheitsgrad doch in Wirklichkeit ist.
Um so mehr wir uns dem bevorstehenden Konzert nähern, desto mehr erfahren wir von Buckys Vergangenheit und bekommen auch immer wieder Einblicke aus Dinahs Leben.

Mir gefällt, wie harmonisch Dinah und Bucky im Umgang miteinander wirken: so locker und echt. Schon in seinem Roman “Offene See” hat Benjamin Myers zwei unterschiedliche Charaktere in eine tolle Dynamik gebracht. Auch wenn an diese einfach nichts dran kommt (sorry, aber die Messlatte wurde da einfach sehr hoch gelegt!), ist es ihm auch hier wieder gelungen, eine wertschätzende Verbindung zu kreieren. Dinah ist enthusiastisch, positiv, freundlich und begeisterungsfähig. Bucky ist nüchterner, aber auf eine ganz liebenswerte und warme Art.

Die Handlung ist ruhig und unaufgeregt. Sie wird durch Themen wie Trauerbewältigung, Sucht, Loslassen und sich (wieder)finden geformt. Getragen wird sie, wie man es vom Autor gewohnt ist, von der Sprache.

Es konnte mich leider nicht so begeistern wie “Offene See”. Dennoch habe ich es gerne gelesen. Dass ich es im perfekten Setting (an der irischen Küste) gelesen habe, spielt dabei mit Sicherheit eine große Rolle. Dennoch muss ich sagen, dass ich die Entscheidung für diesen Buchtitel nicht ganz nachvollziehen kann, denn der hat wenig bis gar nichts mit dem Inhalt zu tun.