Wieder so schön!

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mitherzundbauch Avatar

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Ben Myers ist einer meiner Lieblingsautoren, seit ich „Offene See“ gelesen habe, das seither zu meinen Lebenslesehighlights gehört. Ihr könnt euch also vielleicht meine Vorfreude bzgl. seines neuesten Werks vorstellen ☺️…

Der Titel des Romans lässt immerhin vermuten, dass es wieder um das Meer geht. Tatsächlich aber spielt das Meer zwar eine Rolle, allerdings keine wirklich große, was mich verwundert, aber letztendlich nicht gestört hat.
Es geht um den siebzigjährigen Earlon „Bucky“ Bronco, der seit dem Tod seiner geliebten Frau vor einem Jahr nur noch körperlich existiert. Und nicht mal das so richtig. Er pendelt zwischen Daheim und der Apotheke, bei der er seine dringend benötigten opioiden Schmerzmittel bekommt. Nur sie verschaffen ihm für ein paar kurze Momente am Tag Erleichterung von seinen barbarischen Schmerzen in Beinen und Hüfte. Doch dann erhält Bucky, der in Chicago lebt, eine Einladung zu einem Soulfestival aus dem englischen Scarborough… Dort soll Bucky als Abschlussnummer auftreten. Denn tatsächlich hat er im Alter von siebzehn mal ein einen Soulsong veröffentlicht. Einen zweiten fast auch noch. In den USA will und wollte aber nie jemand etwas von ihm wissen.

Wagemutig nimmt Bucky die Einladung an und muss verwundert feststellen, dass er in England eine Art Legende ist. Dinah ist eine seiner Bewunderinnen, die ihm außerdem für seinen Aufenthalt als Betreuerin zugeteilt wurde. Was Bucky alles in England erlebt, wie Dinah ihn begleitet und noch viel mehr verrate ich hier allerdings nicht.

Benjamin Myers versteht es einfach sehr gut, Menschen zu beschreiben. Er bringt ihre Gefühle und Gedanken zu Papier, ohne dabei in den Kitsch abzudriften. Mich haben Buckys Lebensrückblicke, die im Verlauf der eigentlichen Handlung eingestreut werden, sehr berührt. Und Dinah, die mit einem absoluten A*loc* von Ehemann „gesegnet“ ist, hat mich fasziniert. Wie sie mit so viel Mut und Optimismus durchs Leben geht.

Melancholie zieht sich durch das ganze Buch, was mir sehr gefallen hat. Ich habe für zwei Tage (es musste einfach schnell gelesen werden) mit Bucky gelebt, gehadert, gelitten und gehofft.

Fazit: Diesen gefühlvollen Roman möchte ich euch ans Herz legen, wenn ihr in melancholischer Stimmung seid. Es ist dabei egal, ob ihr „offene See“ schon kennt, oder eben nicht. Ben Myers zeigt, dass man sich immernoch in die Fluten werfen kann, auch wenn man sich eigentlich schon als gestrandet ansah. Er lässt uns ein Stück mitleiden und schenkt uns dennoch Hoffnung, auch und vor allem für das eigene Dasein! Ich hab‘s echt gern gelesen.

⭐️⭐️⭐️⭐️✨/5