Tierschutz, emotional

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Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen Hund anzuschaffen – und ihn noch dazu statt von einem Züchter aus dem Tierschutz zu holen, sollte sich bei völliger Unkenntnis vielleicht vorher ein wenig mit der Materie auseinandersetzen. Eine Möglichkeit hierzu bietet Vanessa Magalhaes‘ „Streuner von der Straße direkt ins Herz“.

Auf ein Intro, was sie bewog, dieses Buch zu schreiben, geht Magalhaes im ersten Kapitel der Frage nach, was Tierschutz ist bzw. ausmacht. Im zweiten Kapitel wird ein Projekt vorgestellt, das darauf zielt, Hunde aus Tötungsstationen, schlechten Verhältnissen sowie von der Straße zu retten. Ab dem dritten Kapitel wird es „praktisch“: Zunächst geht es darum, ob und wenn wie man sich selbst im Tierschutz engagieren kann bzw. soll; das vierte Kapitel beleuchtet, wie Tiervermittlung funktioniert und das fünfte Kapitel klärt auf, was passiert, wenn’s ernst wird, also ein Hund aus dem Tierschutz einzieht. Den Abschluss bildet ein Nachwort und vor allem der Anhang, in dem man Checklisten findet, die einen ggf. vor der Anschaffung des einen oder anderen unnötigen Produkts bewahren (Tierschutzhunde sind mit schon mit sehr wenig zufrieden), welche Krankheiten bei Tierschutzhunden öfters vorkommen, was es rechtlich und überhaupt zu wissen bzw. bedenken gibt, weiterführende Adressen, eine Art Glossar – wirklich praktische Informationen also.

Nach dieser Übersicht, was das Buch so mitbringt, schauen wir uns nun mal an, wie hilfreich der Inhalt ist: Sicherlich könnte man dem Buch bzw. seiner Autorin vorwerfen, dass es nicht besonders in die Tiefe geht bzw. doch, denn es geht vorwiegend um portugiesische Streuner – doch darum scheint es auch nicht zu gehen. Vielmehr will Magalhaes m. E. Emotionen wecken, Ängste nehmen, Mut machen. Denn oft wird man von „gutmeinenden“ Zeitgenossen gewarnt, dass ein Hund aus dem Tierschutz fast immer Ärger bedeutet, weil die Tiere traumatisiert und daher schwierig zu halten, erziehen, was immer seien. Und mit genau dieser Angst räumt die Autorin anhand vieler Fallbeispiele auf, wobei sie durchaus auch Probleme erwähnt bzw. davor warnt, an sich selbst Raubbau zu betreiben. Was den oben erwähnten Part „Emotionen wecken“ angeht, muss man gestehen: Das gelingt sehr gut, wenn von man den vielen Fällen liest, die Magalhaes so begegnet sind, und dank einer leicht lesbaren, eingängigen Schreibweise. Mit „Streuner von der Straße direkt ins Herz“ trifft der Titel den Nagel auf den Kopf, denn genau das soll und tut das Buch: Es öffnet das Herz für all die vielen Schicksale, die zu retten wären. Wer es nach dem Buch noch fertigbringt, vor der Anschaffung eines Hundes nicht wenigstens mal beim Tierheim vorbeizuschauen, ob da vielleicht der richtige Kandidat auf ein besseres Schicksal wartet, für den ist Tierschutz wohl nichts.